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Eisenbahn elektrifizieren, nicht den Busverkehr

24.05.17 (Hamburg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab 2020 (oder jedenfalls irgendwann in der Zukunft) ist also geplant, in Hamburg nur noch emissionsfreie Elektrobusse anzuschaffen. Eine Zielmarke, die man doch eigentlich gleich umsetzen könnte, oder etwa nicht? Warum schafft man nicht bereits jetzt Elektrobusse an? In der Gegenwart sind Investitionen ohne öffentliche Fördergelder immer nur für konventionelle Dieselbusse möglich. Und das nicht erst seit gestern, sondern seit ungefähr zehn Jahren.

Dass Hybridbusse bereits in den späten 70er Jahren erstmals in Linienbussen verbaut worden ist, wissen die wenigstens. Ja, in Wesel und Stuttgart hat es ab 1979 Hybridbusse gegeben. Hersteller war Daimler-Benz und man hat nach dem Verkauf geringer Margen davon abgesehen, in diese Technik zu investieren. Es war schlicht zu unwirtschaftlich.

Zumal Linienbusse ja bereits gelebter Umweltschutz sind: Wenn zwanzig Leute in einem Bus sitzen, dann fallen dafür bestenfalls zwanzig Autofahrten aus. Besser geht es doch wohl nicht! Und wenn dann gelegentlich zu hören ist, dass ein Hybridbus, unabhängig von den Anschaffungs- und Wartungskosten, etwa 15 Prozent weniger Dieselkraftstoff braucht, dann klingt das gut. Aber auch nur auf den ersten Blick.

2016 haben die Kölner Verkehrsbetriebe Zahlen genannt. Als man konventionelle Dieselbusse angeschafft hat, hatten die einen um rund sieben Prozent geringeren Kraftstoffverbrauch als Fahrzeuge des Baujahres 2013. Was man wohl erst für Ergebnisse bekommt, wenn man jetzt die Baujahre 2017, 2007, 1997 und 1987 ernsthaft miteinander vergleicht? Und das bei massiv gestiegenem Komfort der Fahrzeuge!

Die rasante technologische Entwicklung in der Sparte klassischer Dieseltraktion ist ein ganz normaler Marktmechanismus, der keinerlei Förderung bedarf: Die Nachfrage ist konstant hoch, der Wettbewerbsdruck zwischen den verschiedenen Herstellern ebenso. Es gibt also für alle genügend Anreize, die F&E-Abteilungen zum Glühen zu bringen: Und das wird erfolgreich gemacht.

Und wenn der Hybridbus dann mit viel öffentlichen Gelder etwas weiter ist, dann ist der Dieselbus schon da. Dabei sollte man in Deutschland durchaus die Elektromobilität fördern: Etwa auf der Schiene. Rund die Hälfte des Eisenbahnnetzes im Land ist nicht elektrifiziert. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es hundert Prozent.

Das Geld, das im Moment in Hybridbussen oder Elektro-Smarts für Car2Go verbrannt wird, fehlt z.B. für das so dringend notwendige Elektrifizierungsprogramm im Eisenbahnwesen. Da fahren Züge im Nahverkehr oft kilometerlang mit Dieseltraktion unter Fahrdraht, weil es auf einzelnen Außenästen keine Oberleitung gibt. Es gibt Fälle, da sind Aufgabenträger außerstande, langfristig eine Ausschreibung zu machen, weil niemand weiß, wann DB Energie eine Oberleitung baut.

Dass DB Energie hier in der Lage ist, Unsicherheiten zu erzeugen, von denen womöglich DB Regio profitiert, sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. Nein, hier müssten die Prioritäten liegen und hier muss Geld investiert werden. Deutschland braucht für die Eisenbahn ein umfassendes Elektrifizierungsprogramm. Das ist wichtiger als urbane Elektrobusse.

Siehe auch: Hamburg startet Partnerschaft mit Daimler-Benz

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