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Statistisches Bundesamt nennt Fahrgastzahlen

20.04.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der Woche vor Ostern hat das Statistische Bundesamt, wie in den letzten Jahren immer, die vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für das Jahr 2016 genannten Fahrgastzahlen noch einmal nach oben korrigiert. Es gab daher mehr Fahrgastfahrten als der Brandenverband angab. Tatsächlich wurden in der Bundesrepublik Deutschland mit öffentlichen Verkehrsmitteln rund 11,38 Milliarden Fahrgastfahrten verzeichnet, was rund 1,8 Prozent mehr sind als im Jahr 2015.

Der VDV ging Anfang des Jahres noch von 10,18 Milliarden Fahrten aus, was in beiden Fällen einer Steigerung von rund 1,8 Prozent entspricht – das ist deutlich mehr als in den Vorjahren. Die Tatsache, dass die Zahlen des Statistischen Bundesamtes stets höher sind als die des VDV hat zwei Ursachen: Zum einen ist der VDV zwar ein Branchenverband mit mehreren hundert Mitgliedsunternehmen, dennoch werden die Fahrten von dort nicht vertretenen Unternehmen nicht eingerechnet.

Zudem beruhen die stets früh im Jahr veröffentlichten VDV-Zahlen nur bei den ersten drei Quartalen auf den endgültigen Werten. Die Werte für das vierte Quartal werden dann hochgerechnet, wobei diese Hochrechnung sehr konservativ ist – und am Ende des Tages hat man insgesamt mehr Fahrten. Es sind Zahlen, mit denen man sich im Verbandspräsidium zufrieden zeigt.

Präsident Jürgen Fenske: „Der Fahrgastrekord zeigt, dass die Nahverkehrsunternehmen bundesweit attraktive und leistungsfähige Angebote zu angemessenen Preisen anbieten. Damit wird auch deutlich: Der ÖPNV ist das Rückgrat einer effizienten und klimaschonenden Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Vor allem in den Ballungsräumen und Großstädten geht es ohne einen leistungsstarken Nahverkehr nicht mehr. Jahr für Jahr steigt die Zahl der Menschen, die mit dem ÖPNV mobil sind.“

Doch das allein, so Fenske, reiche nicht um den ÖPNV zukunftsfähig zu machen. „Mit ihnen steigen aber auch die Ansprüche an unsere Systeme, etwa hinsichtlich Fahrzeugkomfort, Fahrplanqualität und Infrastruktur. Von den Fahrgeldeinnahmen müssen die Verkehrsunternehmen inzwischen auch wesentlich mehr Geld in die Erneuerung der Fahrzeuge und der Infrastrukturen investieren. Das liegt am wachsenden Sanierungsstau im deutschen ÖPNV und an der nach wie vor angespannten Haushaltslage vieler Kommunen.“

2016 sind die Markteinnahmen um ganze vier Prozent auf rund 12,24 Milliarden Euro angestiegen. Geld, das also ein wichtiger Finanzierungsfaktor ist – einen nicht geringen Teil der Aufwendungen im System werden am Markt erwirtschaftet und somit von den Fahrgästen selbst getragen.

Bereits zum Jahresanfang sagte Fenske anlässlich der VDV-Jahrespressekonferenz: „Das ist ebenfalls ein sehr positives und ein wirtschaftlich sehr wichtiges Ergebnis, denn die Unternehmen investieren so gut wie jeden Euro aus den Fahrgeldeinnahmen direkt wieder in den Betrieb. Wir benötigen mehr Personal und mehr Fahrzeuge, um die wachsende Nachfrage bewältigen zu können. Außerdem steigen durch die Mehrleistungen die Instandhaltungskosten unserer alternden Fahrzeugflotten und technischen Anlagen überproportional an.“

Der Aufwand der Unternehmen steigt nämlich ebenfalls um rund vier Prozent im Jahr. Sei es dass man mit den Gewerkschaften höhere Löhne für die Beschäftigten vereinbart, dass der Aufwand für Instandhaltungen und Infrastrukturinvestitionen steigt oder dass man höhere konsumtive Kosten durch Leistungsausweitungen hat. Ja, gerade in den Ballungsgebieten, die den Aufschwung des ÖPNV größtenteils tragen, hat man jedes Jahr auch zusätzliche Bus- und Bahnfahrten.

In München etwa gibt es eine auf das gesamte laufende Jahrzehnt ausgelegte Angebotsoffensive 2010-2020, die verlässlich für ein qualitativ und quantitativ verbessertes Angebot zu jedem Fahrplanwechsel sorgt. Dabei steigen die Markteinnahmen auf der Basis von zwei Säulen: Zum einen bringen zusätzliche Nutzer auch zusätzliche Erträge, etwa durch neue Zeitkarten. Auf der anderen Seite werden diese auch immer teurer.

Im Jahr 2016 stiegen die Fahrpreise in Deutschland um durchschnittlich 1,5 Prozent. Wie der VDV mitgeteilt hat, ist das der niedrigste Wert seit Jahren – was allerdings auch mit der insgesamt niedrigen Inflation einhergeht. Die durchschnittliche Inflation in Deutschland lag bei etwas über 0,4 Prozent, so dass die ÖPNV-Preise in etwa – und auch das ist üblich – um das 3,5fache des Inflationswertes gestiegen sind.

Siehe auch: Eine Verkehrswende findet nicht statt

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