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Bahnindustrie ist zufrieden mit 2016

13.04.17 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband der deutschen Bahnindustrie (VDB) zeigt sich zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2016. „Das Geschäft mit umwelt- und klimafreundlicher Mobilität made in Germany bleibt 2016 – leichten Schwankungen zum Trotz – sehr erfolgreich“, sagte Verbandspräsident Volker Schenk auf der Jahrespressekonferenz letzte Woche in Berlin. „Diese Entwicklung freut uns. Und sie zeigt: Die Bahnindustrie ist eine der Vorzeigeindustrien unseres Landes.“

Maßgeblich beigetragen zu diesem Erfolg hat das Exportgeschäft in Höhe von 6,1 Milliarden Euro. Es ist im Vergleich zum sehr hohen Niveau im Jahr 2015 sogar leicht um gut fünf Prozent gestiegen. Etwas schwächer zeigte sich das Inlandsgeschäft mit 5,7 Milliarden Euro. Es sank um etwa zwölf Prozent. Rund 74 Prozent waren Order für Schienenfahrzeuge und ihre Komponenten. Der Umsatz erreichte in diesem Segment 8,7 Milliarden Euro.

Das Inlandsgeschäft mit Schienenfahrzeugen war nach zwei geschäftsstarken Jahren rückläufig. Es sank um 17 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Deutlich stärker zeigte sich das Ausland. Das Geschäft mit Fahrzeugen erreichte 4,8 Milliarden Euro, ein Plus von rund sieben Prozent. Das Bild bei den Ausrüstungen für die Infrastruktur bleibt ernüchternd.

Der Umsatz mit digitaler Leit- und Sicherungstechnologie, Gleisen, Weichen, Streckenelektrifizierung, Stellwerken und Bahnübergängen stagnierte mit 3,1 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau. „Der Auftragseingang der Bahnindustrie in Deutschland lag 2016 bei insgesamt 11,5 Milliarden Euro“, sagte Schenk. „Das sind rund 23 Prozent weniger als der Spitzenwert von 2015. Um es deutlich zu sagen: Zufrieden sind wir damit nicht. – Die Inlandsnachfrage erreichte 2016 eine Höhe von sieben Milliarden Euro. Rund zehn Prozent weniger als 2015 zwar, aber ein ordentlicher Wert. Die Nachfrage im Ausland erreicht nur 4,5 Milliarden Euro und sinkt damit erheblich um 38 Prozent.“

Schenk sieht für den Nachfragerückgang zum Teil statistische Ursachen: „Hohe Volatilität ist in unserem langfristig angelegten Projektgeschäft Usus. Ein Großauftrag kann für einen hohen Ausschlag nach oben sorgen. So war es 2015.“ Mit Sorge weist Schenk darauf hin, dass sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen 2016 verschlechtert hätten: „Es gibt eine weltweit zunehmende Tendenz zum Protektionismus: Verpflichtung zur Lokalisierung, restriktive Joint Ventures, intransparente Vergabemärkte, üppige staatliche Exportfinanzierungen, Marktabschottung. Was folgt daraus? – Die deutsche und europäische Wirtschaftspolitik muss sich noch stärker für Freihandel, offenen Marktzugang und faire Wettbewerbsbedingungen einsetzen. Eine wichtige Chance bietet das Freihandelsabkommen mit Japan.“

„Die Bahnindustrie in Deutschland befindet sich in einer Konsolidierungsphase“, sagte Schenk. „Überkapazitäten werden abgebaut, Unternehmen stellen sich neu auf. Dessen ungeachtet hat unsere Branche auch 2016 wieder ein hohes Beschäftigungsniveau sichern können. Die Zahl der direkt Beschäftigten lag bei 50.500. Eine gute Zahl, allerdings gegenüber 2015 ein leichtes Minus von 2,9 Prozent. Das Vorzeichen hätten wir uns anders gewünscht.“

Erstmals vor einer Bundestagswahl habe sich der gesamte Eisenbahnsektor auf drei Kernforderungen verständigt. Insgesamt acht Verbände engagieren sich für die Initiative, getragen von Industrieunternehmen, Bahnbetreibern, Umweltverbänden und Gewerkschaften. Die Branchenvertreter fordern von der Politik Entscheidungen für den ökologisch und ökonomisch effizienten Verkehr auf der Schiene.

Der Schienenverkehr braucht faire Rahmenbedingungen im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern, eine ausreichende Finanzierung des Systems Schiene und ein nachhaltiges politisches Engagement für Forschung und Entwicklung. „Ein Bahnforschungsprogramm gehört auf die Agenda der nächsten Bundesregierung“, so Schenk. „Denn die Innovationen der Bahnindustrie sind gut – für Bahnbetreiber, Fahrgäste, Anwohner an den Trassen, den Klimaschutz und für die ganze Gesellschaft.“

Der digitale Schienenverkehr der Zukunft solle „made in Germany“ sein. Das gilt umso mehr für den Lärmschutz im Güterverkehrsbereich. Die Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums, eine Innovationsprämie für superleise Güterwagen einzuführen, sei dafür ein wichtiger politischer Schritt. Die Prämie solle Anreize schaffen, um in neue Güterwagen zu investieren, die leiser seien, als es europäische Regeln vorschreiben – die dann in Deutschland gebaut werden.

Siehe auch: Exportware vorführen

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