Richard Lutz wird wohl Bahnchef
16.03.17 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll Richard Lutz dauerhafter Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG bleiben. Der 52jährige hat den Posten seit dem überraschenden Rücktritt seines Vorgängers Rüdiger Grube bereits kommissarisch inne. Dabei soll der Vorstand außerdem von derzeit fünf auf sieben Ressorts erweitert werden. Für den Posten Technik und Digitalisierung ist der bisherige Siemens-Manager Siegfried Russwurm im Gespräch.
Das zweite neue Ressort Güterverkehr werde demnach künftig von Sigrid Nikutta geleitet, die derzeit Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe AöR ist und in der Vergangenheit schon lange bei DB Cargo bzw. DB Schenker Rail tätig war. Auch im Aufsichtsrat gibt es demnach Veränderung. Zwar soll der Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht seinen Posten behalten, allerdings scheidet die neue Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) aus dem Gremium aus und soll durch den 2017 aus dem Bundestag ausscheidenden Uwe Beckmeyer (ebenfalls SPD) ersetzt werden.
Beckmeyer war bereits in der Vergangenheit verkehrs- und eisenbahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Richard Lutz ist seit 1994 bei der Deutschen Bahn und rückte 2010 in den Vorstand auf. Nach dem Rücktritt von Rüdiger Grubes umstrittenen Vorgänger Hartmut Mehdorn war das Gremium größtenteils umgebaut und neu besetzt worden. Nun steigt er also zum Vorstandsvorsitzen auf und der gelegentlich geäußerte Wunsch, ein „Eisenbahner“ solle den Posten übernehmen, dürfte damit in Erfüllung gehen.
Richard Lutz kennt das Unternehmen seit fast einem Vierteljahrhundert und hat damit die gesamte Eisenbahnreform seit der Abschaffung der alten Behördenbahn mitgemacht und begleitet. Nikutta war seit 1996 im DB-Konzern tätig und brachte es dabei bis zur Leitung von DB Schenker Rail in Polen, bevor sie zu den Berliner Verkehrsbetrieben wechselte, die dringend sanierungsbedürftig waren und sind.
Der große Verlierer des vorzeitigen Vorstandswechsels dürfte Ronald Pofalla sein, der erst vor einigen Jahren aus der Politik zur DB AG gewechselt ist. Er hat sich lange Zeit selbst Hoffnungen ausgerechnet, Vorstandsvorsitzender werden und Rüdiger Grube eines Tages beerben zu können. Für ihn jedoch kam der überraschende Rücktritt zu früh, denn er war erst jüngst in den Vorstand aufgerückt. Pofalla wird im Kalenderjahr 2017 58 Jahre alt und wird somit wohl auch nicht mehr Lutz´ Posten beerben können, wenn nichts ungewöhnliches passiert.
Dabei hat der frühere Kanzleramtsminister und CDU-Generalsekretär durchaus einige Dinge bewegt: Das Fernverkehrskonzept, das im wesentlich darauf beruht, Regionalisierungsgelder für vermeintliche SPFV-Leistungen abzugreifen und sich den Direktvergabmarkt wieder zu schaffen, der nach dem Abellio-Urteil ausgetrocknet ist, geht größtenteils auf ihn zurück. Er wird zukünftig der zweite Mann sein, der als Politprofi für zahlreiche Stakeholder auf Bundes- und Landesebene wichtigster Ansprechpartner bleibt.