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Die Bilanz ist nicht gut

02.02.17 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach fast acht Jahren ist die Bilanz nicht gut, die Rüdiger Grube als oberster Eisenbahner Deutschlands hinterlassen hat. Ja, er war ein netter Mann, den das Unternehmen damals so dringend brauchte, nachdem Hartmut Mehdorn aus lauter Profilneurose einen Eklat nach dem anderen provoziert hat. Und dieser Hartmut Mehdorn war auch die Ausrede für alles, was schiefgelaufen ist. Als der Mainzer Hauptbahnhof wochenlang nicht angefahren werden konnte, weil es nicht genügend Mitarbeiter für die Stellwerke gab, hieß es: Das sind Nachwirkungen der Mehdorn´schen Misswirtschaft, da kann keiner was für.

Auch dass die Müngstener Brücke jahrelang gesperrt war, auch wenn es ein vermeintlich rein regionales Ereignis war, lag natürlich keinesfalls in der Verantwortung heutiger Entscheidungsträger. Von zum Teil jahrelangen Verzögerungen bei der Zulassung neuer Züge ganz zu schweigen. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man sagen muss: Hier ist nicht mehr nur der Vorgänger verantwortlich, hier liegen Dinge im Argen, deren Beseitigung Sache der heutigen Unternehmensführung ist.

Und es ist ja auch zwischen Mai 2009 und letztem Montag nicht langweilig gewesen. Da gab es zum Beispiel im Februar 2011 ein Abellio-Urteil, das fundamentale Änderungen im Marktgeschehen mit sich brachte – und das mit DB Regio als Hauptleidtragendem. Bereits in den letzten Jahren konnte man deutlich erkennen, wie es sich praktisch auswirkt. Der lukrative Direktvergabemarkt im SPNV ist ausgetrocknet. Ja, DB Regio ist am Markt durchaus erfolgreich und schafft es, Vergaben für sich zu entscheiden, aber mit doch deutlich weniger Marge.

Effekte, die auch in den kommenden Jahren noch zuschlagen werden, wenn die Umsätze sinken, weil das Bestellerentgelt deutlich geringer wird. Derweil ist der Güterverkehr ein ähnlich großes Sorgenkind im Konzern. Ja, die Versuche, einen integrierten Logistikdienstleister aufzubauen, sind gescheitert. Grube hat viel zu spät reagiert und DB Cargo als reinen Eisenbahnbetreiber wieder eingeführt. Wenn man all das – und noch einiges mehr – zusammen betrachtet, dann sprach eigentlich schon vor einiger Zeit wenig dafür, Grubes Vertrag über den 31. Dezember 2017 hinaus zu verlängern.

Aber die deutsche Staatseisenbahn ist eben immer auch ein politisches Unternehmen. Die Nachfolgefrage muss jetzt vor den Bundestagswahlen gelöst werden – und kein Mensch weiß, welche Farbenlehre ab Herbst am Berliner Kabinettstisch sitzt. Hätte man Grube einen Zweijahresvertrag gegeben, wäre die Entscheidung elegant in die nächste Legislaturperiode verschoben worden. Irgendwann in den Jahren 2018 oder 2019 hätte man sich dann Gedanken um die Nachfolge machen müssen, man hätte eine geordnete Übergabe gehabt.

So fallen einem diese Überlegungen auf die Füße. Vielleicht wäre es gar nicht verkehrt, den Posten bis nach den Wahlen unbesetzt zu lassen. Aber das reicht nicht. Man muss sich auch Gedanken über die künftige Eisenbahnpolitik in Deutschland machen – und welche Rolle der DB-Konzern dabei spielen soll. Die Zeit des Weiter-So muss endgültig vorbei sein!

Siehe auch: Rüdiger Grube verlässt DB-Konzern

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