Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Controlling und Konsequenz

20.02.17 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für die Aufgabenträger, das alltägliche Vertragsmanagement bzw. das für einen Auftraggeber übliche Controlling durchzuführen. Manch einer richtet schon vor der Betriebsaufnahme Lenkungskreise ein, bei denen künftigen Betreiber – selbst wenn sie auch der alte sind – regelmäßig zum Rapport erscheinen müssen, um darüber Bericht zu erstatten, wie die Vorbereitungen laufen. Das ist kein konkretes Misstrauen gegen Müller Rail oder Schienen-Schultz, sondern gehört eben dazu.

Denn der Aufgabenträger muss sicherstellen, dass Qualität und Leistung stimmen. Bei Schlechtleistungen reicht es nicht, wenn der für gemeinwirtschaftliche Interessen verantwortliche Besteller sich darauf beruft, dass das beauftragte Unternehmen nichts auf die Reihe bekommt. Ein Blick nach Rheinland-Pfalz etwa zeigt, was passieren kann, wenn der Aufgabenträger nicht tut, wofür er verantwortlich wäre: Der massive Fehlstart des Unternehmens Vlexx im Dieselnetz Südwest war nur deshalb möglich, weil die Vorbereitungen nicht ausreichend überwacht worden sind.

Derweil sieht es etwas weiter Rheinabwärts in Nordrhein-Westfalen ganz anders aus: Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat ein Auge auf seine Unternehmen. Das gilt sowohl vor der Betriebsaufnahme als auch während der Vertragslaufzeit. So schwer es manchmal ist die, die Performance in verschiedenen Netzen vergleichbar zu machen, so sinnvoll ist es dennoch, sich die Dinge anzugucken und zu überlegen: Wo kann der eine was vom anderen lernen? Und wieso hat ein bestimmter Betreiber auf Netz A Probleme, die es auf Netz B womöglich nicht gibt?

Das kann viele Gründe haben und liegt nicht zwingend nur am Unternehmen. Die eine Linie fährt vielleicht durch einen sozialen Brennpunkt. Ich meine natürlich durch einen Stadtbezirk mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf. Während die andere Linie durch idyllische Mittelstädte fährt, in denen Vandalismus und ähnliches schlichtweg kaum vorkommen. Aber das ist kein Grund zu sagen, dass man nicht, wie die BEG es tut, ein Ranking erstellen soll: Wer ist besser, wer ist schlechter? Wer hat sich verbessert, wer hat im Vergleich zu den Vorjahren abgebaut? Und woran liegt das?

Das kann natürlich immer viele Ursachen haben, aber man muss sich mit den Problemen befassen, um sie zu lösen. An dieser Stelle sei noch eine andere Bemerkung gemacht: Was heißt eigentlich Zuschlagserteilung? Jemand bekommt den Auftrag, für einen Zeitraum von in der Regel zehn bis 15 Jahren Eisenbahnleistungen zu fahren. Ist das dann auch ein Freibrief für entsprechend lange Schlechtleistungen? Ist mit der Auftragsvergabe auch das Recht auf Narrenfreiheit gegeben? Ich hoffe doch nicht!

Denn das Controlling muss Konsequenzen haben: Wenn die Züge nicht fahren, verschmutzt sind oder was auch immer, müssen Pönale verhängt werden. Unternehmen, die mit ihren bestehenden Aufträgen vorne und hinten überfordert sind – das soll es ja geben – müssen im Interesse einer gute Gesamtqualität wirksam von anderen Vergaben ausgeschlossen werden. Der Job eines Aufgabenträgers ist also durchaus anspruchsvoll, aber notwendig.

Siehe auch: BEG legt Qualitätsranking 2016 vor

Kommentare sind geschlossen.