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ADAC sieht hohe Umsteigebereitschaft

23.02.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In Deutschland sind deutlich mehr Menschen bereit, Angebote des ÖPNV zu nutzen als es heute tatsächlich Kunden gibt. Das ist das Ergebnis einer ADAC-Umfrage in zehn deutschen Großstädten. Entscheidend für einen Wechsel, etwa vom Auto auf öffentliche Angebote, sind nach Ansicht der Befragten günstigere Fahrpreise, ein leichter zu durchblickendes Tarifsortiment sowie schnellere Verbindungen. Würden sich diese Aspekte verbessern, wären rund 1,4 Millionen Menschen bereit, regelmäßig umzusteigen.

Befragt wurden knapp 3.100 Personen, die den ÖPNV bislang selten oder gar nicht nutzen. „Der ÖPNV in Deutschland hat noch enormes Potenzial. Das sehen wir als Ergebnis unserer Umfrage überdeutlich. Hier besteht eine große Chance, den ÖPNV zu einem wesentlichen Treiber für mehr Klimaschutz auf dem Verkehrssektor zu machen“, kommentiert ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller die Untersuchungsergebnisse. Wesentlich für die Realisierung dieser Chancen seien der Ausbau der Infrastruktur, attraktive Angebote und mehr Innovation.

Fast zwei Drittel der Befragten ziehen derzeit das Auto vor. Mehr als die Hälfte bewertet den ÖPNV insgesamt als zu teuer, zu ungeeignet für den Transport von sperrigen Gegenständen oder Gepäck sowie zu langsam und zu überfüllt. Ausfälle oder generell die Bequemlichkeit spielen hingegen untergeordnete Rollen. Der ÖPNV wird offensichtlich als sehr zuverlässig wahrgenommen. Das Thema Sicherheit ist vor allem für Frauen von enormer Bedeutung.

Nicht erst seit der Kölner Silvesternacht spielt auch das subjektive Sicherheitsempfinden eine Rolle: Angst ist nicht immer rational. Das hat oft auch mit bestimmten Formen von Beleuchtung oder fehlendem Sicherheitspersonal an Bahnsteigen und in Zügen zu tun. Insgesamt können sich 46 Prozent grundsätzlich einen Umstieg auf Angebote des ÖPNV vorstellen. Zentrale Voraussetzungen hierfür sind für die Befragten vor allem günstigere Tarife, eine größere Pünktlichkeit, ein individuelleres Ticketsortiment sowie einfachere und schnellere Verbindungen.

Vor allem Leipzig und Frankfurt am Main könnten unter verbesserten Rahmenbedingungen auf jeweils bis zu 100.000 zusätzliche Fahrgäste hoffen (hochgerechnet auf die Einwohnerzahl). In Berlin und Hamburg ist die Bereitschaft zum Umstieg zwar etwas geringer, allerdings ergibt sich auch hier ein Wechselpotenzial von zusammen mehr als einer halben Million Menschen (Berlin: circa 390.000 Menschen, Hamburg: circa 170.000 Menschen).

Über alle zehn Städte hinweg beläuft sich das Potenzial auf rund 1,4 Millionen Menschen, die unter bestimmten Bedingungen zum Umstieg auf den ÖPNV bereit wären. An der Internet-Umfrage haben jeweils rund 300 Personen in Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart teilgenommen. Sie gehören zu den 43 Prozent der zunächst knapp 7.000 Befragten, die angaben, nie oder nur gelegentlich öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

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