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VCD verlangt mehr eTicket-Engagement

19.01.17 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach den jüngsten Ankündigungen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) im Bereich elektroisches Ticketing kritisiert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus Baden-Württemberg die Abschaffung von Touch and Travel durch DB Vertrieb. Auch das Land Baden-Württemberg setze auf ein landesweites E-Ticket für den ab 2018 gültigen Landestarif, so der VCD. Bislang jedoch müssten sich Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel ohne Zeitkarten beim Kauf von elektronischen Tickets eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme auf ihren Smartphones einrichten.

„In der Vergangenheit hat es schon wiederholt Versuche gegeben, elektronische Bezahlsysteme für Bus und Bahn einzuführen, bislang sind diese Ansätze leider immer wieder gescheitert, da viele Verkehrsunternehmen und Verbünde lieber eigene Lösungen statt Standards umsetzen wollten oder vor den hohen Umrüstkosten zurückschreckten“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Mit dem Smartphone jedoch hat der Fahrgast heute schon die ganze Technik für den Fahrkartenkauf in der Hosentasche mit dabei, die sonst in jeden Bus und jede Stadtbahn eingebaut werden müsste“, sagt Lieb.

Für die Unternehmen fielen damit deutlich geringere Kosten für den Umstieg an. Positiv sei zudem, dass mit einem solchen System der bisherige landesweite Tarifdschungel relativ einfach überwunden werden könne. Voraussetzung für einen Erfolg derartiger Angebote sei allerdings, dass alle Akteure mitmachten, betont Lieb. Doch selbst der größte Mobilitätsanbieter in Deutschland, die Deutsche Bahn schaffe kundenorientierte E-Ticket-Lösungen wieder ab, statt weiterzuentwickeln.

So hatte die Deutsche Bahn mit ihrem innovativen Ticketangebot Touch and Travel eine Smartphone-App angeboten, mit der man vom Bus über Regionalbahn und ICE alle Verkehrsmittel nutzen konnte und am Ende nach der gefahrenen Strecke und Zuggattung den Preis berechnet bekam, erklärt Lieb. Doch obwohl der Bundesverkehrsminister eine Digitalisierungsagenda aufgestellt habe und jetzt mit Millionen solche neuen Systeme fördere, habe die bundeseigene DB diese Innovation Ende letzten Jahres wieder eingestellt und an einige Verbünde in Baden-Württemberg zur weiteren Nutzung verkauft, moniert der VCD-Landesvorsitzende.

Nun gäbe es statt wie bisher einer bundesweiten Anwendung ab Frühjahr 2017 nur noch einen eingeschränkten Geltungsbereich unter anderem zwischen Pforzheim, Karlsruhe und Mannheim und noch einigen anderen Regionen – aber nur noch im Nahverkehr. „Mit der Einführung des Landestarifs 2018 sollte daher die Chance genutzt werden, nicht nur für die verbundgrenzüberschreitende Fahrten, sondern auch für die Fahrten innerhalb der Verbünde in Baden-Württemberg mit einer Ticket-App auf dem Smartphone einen gültigen Fahrschein zu erhalten“, fordert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb die Akteure aus der Branche auf, im Interesse der Endkunden die Weichen zu stellen.

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