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Die Eisenbahn wirksam ergänzen

19.01.17 (Kommentar, Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Niedersachsen geht sicherlich keinen Pionierweg, wenn man jetzt ergänzende Expressbusse zum SPNV bestellt, aber dennoch war das Land, auch im Vergleich zu anderen, von der Streckenschließungspolitik der alten Behördenbahn überproportional betroffen. Entsprechend gibt es in Niedersachsen eine deutlich stärkere Konzentration auf einige Hauptkorridore als es in anderen Bundesländern der Fall ist. So erfolgreich die Reaktivierungsbemühungen der dortigen Landesregierung mit Sicherheit sind und noch sein werden, aber das allein reicht nicht.

Der Schaden, den die alte Bundesbahn dem Verkehrsträger Schiene zugefügt hat, ist vermutlich auf Dauer irreparabel, zumindest aber auf gemessen an einem einzelnen Menschenleben absehbare Zeit. Um so wichtiger ist es, dass man jetzt die Mittelzentren ohne Schienenanschluss mit Expressbussen direkt an den SPNV anbindet. Ob das nun ein Bus nach Hannover oder Wolfsburg ist oder ob dieser an anderer Stelle direkt zum Bahnhof fährt, ist dabei gar nicht so wichtig.

Es kommt darauf an, im Rahmen von ITF-Konzepten sicherzustellen, dass Mobilitätsketten gewährleistet werden. Dabei hat die Eisenbahn ihre eigentlichen Stärken eben mitnichten ausschließlich im Metropolverkehr, sondern auch bei der Anbindung mittelgroßer Städte wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Erfolgsgeschichten geschrieben. Eine solche findet sich auch in Niedersachsen zwischen Osnabrück und Oldenburg – dem damals ersten Netz der Nordwestbahn.

Es zeigt, wie viel Potential auf Relationen dieser Art vorhanden ist und wie viele Leute auf einmal bereit sind, ihr Auto stehen zu lassen, wenn sie auf der Eisenbahn eine angemessene Alternative haben. Nun ist es durchaus so, dass manch einer zwar bereit wäre, auf die Bahn zu wechseln, aber nicht auf den Bus. So irrational das sein mag, aber im subjektiven Empfinden vieler Leute gilt die Eisenbahn im Vergleich zum Bus etwas gehobenes.

Entsprechend muss man bei diesen Schnellbussen reagieren: Die müssen halten wie ein Zug. Also nicht an jeder zweiten Straße, sondern ein oder zweimal in der Stadt und dann muss es auf direktem Weg zum Bahnhof gehen. Warum sollte ein Bus nicht am Busbahnhof halten und dann direkt auf die Autobahn fahren? Hohe Qualitätsmerkmale wie Internetzugang, bessere Sitzmerkmale als im Linienbus und einiges mehr ergänzen ihr übriges. Dabei ist es natürlich nicht minder wichtig, dafür zu sorgen, dass es nicht nur „im Prinzip“ einen Zugang zur Eisenbahn gibt, sondern dass sich die Fahrpläne an denen der Züge orientieren.

Wer einen Halbknoten hat, muss dafür sorgen, dass man zuverlässige, aber auch schnelle Anschlüsse hat. Und in einem Mittelzentrum, das zwar keinen Bahnhof hat, dafür aber zwei Expressbuslinien in ein Oberzentrum und zu einem anderen Bahnhof, das muss eben seinen kommunalen Verkehr nicht den Expressbussen ausrichten. Man muss es wirklich sehen wie ein SPNV auf der Straße. Und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass der integrale Taktfahrplan von oben nach unten geplant werden muss. Doch im Moment macht einfach nur ein gutes Modell in vielen Ländern Schule!

Siehe auch: Niedersachsen fördert Landesbusnetz

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