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Die Bahn ist sicherer als die Straße

23.01.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall auf der Straße zu sterben ist wesentlich höher als bei einem Eisenbahnunfall. Im aktuellen Verkehrsträgervergleich von Allianz pro Schiene und Automobil-Club Verkehr (ACV) behauptet der Verkehrsträger Eisenbahn in Deutschland den Spitzenplatz als sicherstes Verkehrsmittel. Danach war im deutschen Zehnjahresschnitt von 2006 bis 2015 das Todesrisiko für Insassen eines Autos 75-mal höher als für Bahnreisende.

Beim Verletzungsrisiko fällt der Abstand noch größer aus: Bezogen auf die Personenkilometer ist die Wahrscheinlichkeit zu verunglücken bei jeder Autofahrt gut 127-mal höher als bei einer Bahnfahrt. Während der Bus in puncto Sicherheit ebenfalls klar vor dem Pkw liegt, hat sich der Abstand zwischen Bus und Bahn weiter vergrößert: Das Todesrisiko für Busreisende ist im Vergleich zur Bahn inzwischen gut sechsmal höher, das Verletzungsrisiko im Bus liegt 41-mal über dem der Bahn.

„Für die Alltagsmobilität ist die Eisenbahn das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem ACV letzte Woche in Berlin. Auch im EU-Vergleich sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Nirgendwo in Europa ist Autofahren sicherer als Bahnfahren. Deutschland liegt bei der Verkehrssicherheit sowohl bei der Eisenbahn als auch beim Autoverkehr auf den guten vorderen Plätzen Im mehrjährigen EU-Durchschnitt von 2005 bis 2014 starben 3,4 Auto-Insassen pro Milliarde Personenkilometer, in Deutschland waren es 2,4 getötete Autofahrer.

Demgegenüber standen europaweit 0,14 getötete Bahnreisende. Mit 0,03 Toten war die Eisenbahn in Deutschland im Schnitt von 2005 bis 2014 deutlich besser als der europäische Durchschnitt. „In allen europäischen Ländern ist Bahnfahren sicherer als Autofahren“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. Am gefährlichsten leben Autofahrer im Osten Europas: in Rumänien (durchschnittlich 13,2 Tote), Lettland (9,7) oder Polen (9,3) sind pro Milliarde Personenkilometer die meisten Todesopfer unter den Autoinsassen zu beklagen.

Das ist wahrscheinlich auch damit zu erklären, dass es im Gebiet des früheren Ostblocks noch immer Investitionsrückstände bei der Infrastruktur gibt: Wenn Ampeln fehlen, die Beschilderungen nicht gut sind und vieles mehr, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Unfällen gibt. „Die Vision Zero in der Verkehrssicherheit ist überhaupt nur zu erreichen, wenn die Politik dieses Ziel verkehrsträgerübergreifend denkt“, sagte Flege. „Insgesamt muss man sagen: Verkehr ist desto sicherer, je höher der Anteil der Eisenbahn ist.“

Das ist jedoch in Deutschland ein Problem, denn die Eisenbahn ist, zumindest bundesweit im Durchschnitt, nur ein Nischenprodukt auf dem Verkehrsmarkt. Zwar konnte man in den letzten Jahren die absoluten Fahrgastzahlen und das absolute Güteraufkommen steigern, jedoch in etwa nur auf dem Niveau des Gesamtmarktes. Eine Verkehrsverlagerung existiert nicht.

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