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Locomore fährt auf der Schiene

15.12.16 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Am Mittwoch Sonntag war es soweit: Das größtenteils per Crowdfunding finanzierte Eisenbahnprojekt Locomore ist an den Start gegangen. Der eigenwirtschaftliche Fernzug der Locomore GmbH&Co.KG fährt zunächst ausschließlich zwischen Stuttgart und Berlin, für die Jahre 2017 oder 2018 ist jedoch geplant, auch Verbindungen aus der Bundeshauptstadt an die Ostsee und in den Großraum Köln/Bonn anzubieten. Derzeit gibt es allerdings nur einen einzigen Zug, der morgens von Stuttgart nach Berlin fährt und nachmittags zurück.

Der Zug fährt im Niedrigpreissegment und soll vor allem in direkte Konkurrenz zu Fernbusse und langlaufenden Regionalzügen dienen. In der Suchmaschine von CheckMyBus sind bereits sämtliche verfügbare Verbindungen von Locomore integriert und die aktuellen Preise werden in Echtzeit angezeigt. Kunden haben damit die Möglichkeit für Ihre Wunschstrecke sämtliche Angebote von Fernbussen, Fernbahnen und Mitfahrgelegenheiten auf einen Blick zu vergleichen und das passende und günstigste Ticket für ihre Reise zu finden.

„Locomore positioniert sich mit einem interessanten Preis- und Service-Modell zwischen Bahn und Fernbus. Wir glauben, dass hier ein Marktsegment entstehen könnte, das Kunden anspricht, die sich bisher bei keinem der beiden Verkehrsmittel wirklich heimisch gefühlt haben und nun häufiger das Auto stehen lassen“, so Marc Hofmann, Geschäftsführer von CheckMyBus.

Angetrieben wird der Locomore-Zug durch den zertifizierten Ökostrom der Naturstrom AG. Bei einem prognostizierten Jahresbedarf von rund 8,5 Millionrn Kilowattstunden vermeidet Locomore gegenüber dem deutschen Durchschnittsstrommix somit jährlich über 4.000 Tonnen CO2. „Wir versuchen, den Zugbetrieb in allen denkbaren Bereichen so ökologisch wie möglich zu gestalten“, erklärt Derek Ladewig, Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer von Locomore. „Dazu gehört natürlich auch, dass unser Zug mit echtem Ökostrom von einem der wenigen unabhängigen Anbieter fährt.“

Auch Mats Nyblom, Geschäftsführer des mit dem Zugbetrieb beauftragten Eisenbahnverkehrsunternehmens Hector Rail, begrüßt, dass Locomore den bereits umweltfreundlichen Schienenverkehr noch umweltfreundlicher gestaltet: „Unsere modernen auch bei Locomore eingesetzten Lokomotiven sind ein weiteres Beispiel, wie umweltfreundlich moderner Eisenbahnbetrieb ist. Die beim Bremsen entstehende Bremsenergie wird bei der für Locomore eingesetzten Lokomotive zurück ins Bahnstromnetz eingespeist und verringert so den Energiebedarf erheblich.

„Locomore schafft für Reisende zwischen Stuttgart und Berlin eine nachhaltige Alternative“, meint Naturstrom-Vorstand Oliver Hummel. Ob man sich mit den Marktbedingungen auseinandergesetzt hat, bleibt abzuwarten. Anders als etwa der InterConnex oder Hamburg-Köln-Express, die beide inzwischen entweder ganz oder zu großen Teilen eingestellt wurden, hat Locomore keinen internationalen Konzern hinter sich stehen.

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