EVG-Tarifverhandlungen laufen
12.12.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
In der letzten Woche wurden die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) fortgesetzt. Aber auch nach der vierten Runde bleiben offene Punkte wie die Ausgestaltung des individuellen Wahlmodells zur Arbeitszeit. Die Verhandlungen wurden nach über 16 Stunden unterbrochen. „Wir sind deutlich vorangekommen, brauchen aber noch mehr Zeit “, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber.
Verständigt haben sich DB und EVG zuvor in den wesentlichen Eckpunkten über einen neuartigen Tarifvertrag Arbeit 4.0, der tarifliche Spielregeln zum Arbeiten in der digitalen Welt festschreibt, Ansprüche auf Qualifizierung und eine Rufbereitschaft beim mobilen Arbeiten regelt. Weitgehende Annäherungen gab es ebenfalls bei Verbesserungen für Auszubildende und bei höheren Anreizen für Langzeitkonten. Noch nicht verhandelt wurde über das DB-Angebot zur Entgelterhöhung mit einem Gesamtvolumen über 4,2 Prozent.
„Wir haben in zentralen Themen immer noch Diskussionsbedarf, nach 16 Stunden intensiver Verhandlungen erscheint es aber wenig zielführend, jetzt noch weiterzumachen, ohne dass ein Ergebnis absehbar ist“, erklärte die EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. „Wir haben bis zum frühen Freitagmorgen viele Themen bereits abräumen können, obwohl der Arbeitgeber allein sechs Stunden gebraucht hat, um mit uns eine Rufbereitschaftsregelung zu vereinbaren, die niemanden benachteiligt.“
In der Verhandlung hatte die DB ihr umfangreiches Gesamtpaket noch einmal an mehreren Stellen verbessert. Vorgelegt wurden über zwei Dutzend Angebote. Die DB ist weiterhin bereit, im Wert von 2,5 Prozent ein individuelles Wahlmodell bei der Arbeitszeit einzuführen. Danach soll ein Mitarbeiter ab 2018 wählen können, ob er seine 39-Stunden-Woche beibehält und 2,5 Prozent mehr Lohn bekommt oder ob er mehr Freizeit und keine Lohnerhöhung erhält.
Außerdem bietet die DB eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent, 0,2 Prozent für höheren Zusatzurlaub für Nachtarbeiter und eine Einmalzahlung in Höhe von 375 Euro an. Die Gesamtlaufzeit soll 27 Monate vom 1. Oktober 2016 bis Ende 2018 betragen. Die Tarifverhandlungen zwischen der EVG und der DB AG sind erneut von lautstarken Protesten verärgerter EVG-Mitglieder begleitet worden. Zu Beginn der vierten Verhandlungsrunde hatten mehrere hundert Eisenbahner in Berlin für ihre Forderung nach einem einheitlichen Tarifabschlussdemonstriert.
Rusch-Ziemba: „Euer entschlossenes Auftreten stärkt unsere Verhandlungsposition, machen wir so doch dem Arbeitgeber gemeinsam deutlich, dass es beim Wahlrecht und der Lohnerhöhung keine Unterschiede geben wird. Für uns gibt es nur einen Tarifabschluss und der gilt für alle EVG-Mitglieder, für die wir jetzt verhandeln.“ Sollte es keine baldige Einigung zu einem neuen Tarifvertrag geben, ist davon auszugehen, daß die EVG ihre Mitglieder zu Warnstreiks aufruft.