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Erfolg beim Betreiberwechsel und beim Angebot

08.12.16 (Europa, Kommentar, NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf nach Arnhem, die Hauptstadt der niederländischen Provinz Gelderland endlich durchgehend im VRR-Tarif fahren zu können, ist eine gute Nachricht. Hier wird die Schiene besser, sie macht Autofahrern ein attraktives Angebot zum Umstieg. Sieben Millionen Fahrgastfahrten zählt das Niederrheinnetz im Jahr, demnächst dürften es sehr wahrscheinlich mehr werden. Denn welche Potentiale die Schiene hat, hat man gerade im Großraum Düsseldorf in den letzten Jahrzehnten mit der Regiobahn eindrucksvoll bewiesen.

Es zeigt, dass die Eisenbahn in Deutschland noch immer unter Wert betrieben wird und dass eine Verkehrswende sehr wohl möglich wäre, wenn man die politischen Weichen in die richtige Richtung stellt. Nicht immer liegt es an zu wenig Geld und häufig sind es die Visionäre, die tatsächlich dafür sorgen, dass mehr als nur kleine Verbesserungen Alltag werden. Dem kann man nur gratulieren. Um so wichtiger ist es, dass Abellio und DB Regio einen geordneten Betriebsübergang geschafft haben: Statt des harten Wechsels fährt Abellio bereits seit August einige Leistungen und kann so Erfahrungen sammeln.

Einige Mitarbeiter haben zudem den Arbeitgeber gewechselt. Doch trotz Betreiberwechseltarifvertrag und möglichen gesetzlichen Regelungen ist es bislang die Regel, dass Mitarbeiter nach Ausschreibungsverlusten bei ihren bisherigen Arbeitgebern bleiben. Warum auch nicht? Ein Arbeitsverhältnis definiert sich eben gerade nicht über einzelne Aufträge oder deren Summe; ein Angestelltenverhältnis ist etwas anderes als ein Werkvertrag. Entsprechend sind Leute, die im Rahmen des neuen Verkehrsvertrages von einem zum anderen Unternehmen wechseln auch die Ausnahme.

Aber es gibt sie und Behauptungen, damit gingen erhebliche persönliche Verschlechterungen einher, sind mit der Information auch widerlegt, dass bei Abellio ein Lokführer im Schnitt 104 Prozent dessen verdient, was er bei DB Regio erhält. Ja, hier wird oft ein Branchentarifvertrag als Benchmark für den Vergleich mit der DB AG herangezogen, ohne darüber nachzudenken, dass die Big Player im SPNV längst Haustarifverträge haben, die eine bessere Bezahlung vorsehen.

Das ist ja auch kein Wunder, schließlich werden Eisenbahner gesucht, wer schlecht zahlt, kriegt keine Leute. Und Leute braucht man in Zukunft dringend. Nicht nur, dass in den kommenden Jahren immer mehr Leute in den Ruhestand wechseln, sondern die Grundlage für Arbeit und Beschäftigung im Eisenbahnwesen wird immer größer.

Selbst wenn man Wachstum im Fern- und Güterverkehr außer Acht lässt, so hat man durch zum Teil erhebliche Einsparpotentiale in den letzten Jahren dafür sorgen können, dass deutlich mehr Eisenbahnleistungen gefahren werden. Noch nie gab es so viel Schienenverkehr in Nordrhein-Westfalen wie heute und entsprechend brauchte man auch noch nie so viele Mitarbeiter. Deshalb sind erfolgreiche Ausschreibungen im Interesse aller Eisenbahner, denn nur dadurch wird sichergestellt, dass es auch morgen nach Jobs gibt. Jede Leistungserweiterung bringt Arbeit, jede Leistungskürzung vernichtet Beschäftigung.

Siehe auch: Elektronetz Niederrhein mit Abellio vor dem Start

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