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Das war 2016!

19.12.16 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Jahr begann mit einer hohen Zahl schwerer Verbrechen. Allein in Köln wurden unzählige junge Frauen Opfer sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen. Auch in anderen Städten war es nicht besser, doch die Kölner Silvesternacht steht symbolisch für weit mehr als die Sache selbst. Aktive Vertuschungsversuche der Landesregierung stießen auf eine Eisenbahnbranche, in der man zumindest teilweise auch lieber den Ball flachgehalten hätte.

Um so wichtiger ist es, dass man im VRR neue Konzepte zur Sicherheit rund um die Schiene ausgearbeitet hat, denn Wegsehen ist keine Lösung. Am Ende des Jahres wurde eine neue Sicherheitskampagne mit dem Titel „Du hast immer eine Wahl – 110“ vorgestellt. Man ruft dazu auf, lieber einmal zu oft als einmal zu wenig die Polizei zu verständigen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass zahlreiche 110-Anruferinnen in der folgenschweren Kölner Silvesternacht abgewimmelt worden sind, erscheint es ein wenig grotesk.

Gleichzeitig startet die Berliner Ortspolizei die Kampagne #NoNotruf und bittet mehr oder weniger darum, möglichst nicht 110 anzurufen. Man gibt auch offen zu, dass 110 in der Bundeshauptstadt oft gar nicht mehr erreichbar ist. Es handelt sich in jedem Fall um ein gesamtgesellschaftliches Problem, in der Eisenbahnbranche kann man das nicht lösen, aber seinen Teil dazu beitragen.

Zunächst einmal steht übernächstes Wochenende die nächste Silvesterfeier an. Der Kölner Hauptbahnhof und die Domplatte werden einem Bollwerk gleichen: Mit über tausend Polizisten, Flutlicht, Absperrungen und vielem mehr. Und ab Anfang Januar wird man sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, wie toll alles geklappt hat.

Aber bedenken wir: Es gibt auch einen 2. und einen 7. Januar, es gibt die individuellen Nachhausewege, wenn sich die Feierlichkeiten nachts zwischen drei und fünf auflösen. Kriminalitätsabwehr ist mehr als Symbolpolitik. Keine Symbolpolitik ist indes die Frage nach der Vergabe von Eisenbahnleistungen: Die S-Bahn Nürnberg hat uns zwar schon 2016 beschäftigt, aber das Thema zog sich bis weit ins vierte Quartal des neuen, jetzt alten Jahres rein. Am Ende war eine Verfahrensdauer von fast zwei Jahren eben niemandem mehr zuzumuten.

Es ist auch Sache der politischen Vertretung der NE-Bahnen, sich jetzt damit zu beschäftigen, wie man sowas in Zukunft verhindern kann. Denn es soll bei einer Ausschreibung um den besten Bieter gehen und nicht um den, der am längsten prozessieren kann. Die Mehrkosten, die jetzt entstehen, verhindern womöglich Leistungsausweitungen an anderer Stelle: Der Spätzug von Füssen nach Kaufbeuren, sonntags morgens von Ansbach nach Würzburg und vieles mehr.

Dabei heißt Ausschreibung nicht, einen Freibrief für 15 Jahre Schlechtleistungen zu vergeben. Auch das haben wir dieser Tage wieder erlebt, als Keolis auf vielen Zugleistungen die Segel streichen musste. Dem muss man wirksam etwas entgegensetzen. Sollte man jemanden, der mit seinem Bestandsnetz überfordert ist, an weiteren Ausschreibungen teilnehmen lassen? Das wird eines von vielen Themen des neuen Jahres sein. In drei Wochen, am 9. Januar 2017, sind wird wieder für Sie da!

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