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BVG AöR reaktiviert Dora

07.11.16 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Berliner Verkehrsbetriebe AöR reaktivieren drei Doppeltriebzüge der Baureihen D und DL, die in den 1950er und 1960er Jahren in West-Berlin angeschafft wurden. Sie sollen auf der Linie U55 verkehren. Das erste Fahrzeug ist nun fertig und ging letzten Mittwoch erstmals zu Mess- und Belastungsfahrten auf die Linie U5. Bevor alle drei Einheiten voraussichtlich im ersten Quartal 2017 auf die vom restlichen Netz abgekoppelte U55 gehen, werden die „Dora“ genannten Züge im Großprofilnetz auch noch Probefahrten mit Fahrgästen unternehmen.

„Vor dem Inselbetrieb wollen wir verständlicherweise sicherstellen, dass alle Komponenten auch im Alltag zuverlässig funktionieren“, sagt Martin Süß, Abteilungsleiter U-Bahnfahrzeuge bei der BVG AöR. „Die Doras sind aber von der Substanz her grundsolide. Dadurch und durch die geringe Laufleistung, die sie auf der U55 bewältigen sollen, war es uns möglich, sie mit vergleichsweise geringem Aufwand zu reaktivieren. Für den täglichen Fahrgasteinsatz wurden die Züge in den vergangenen Monaten vor allem mit den heute vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet.

Außerdem wurden alle Fahrzeuge für die vor dem Einsatz fällige Hauptuntersuchung technisch von Grund auf überholt“, so Süß weiter. „Das bedeutet, dass die komplette Antriebstechnik und alle elektrischen, mechanischen und pneumatischen Bauteile nach Herstellervorgaben gründlich überarbeitet wurden.“ Am Fahrerarbeitsplatz hielt moderne Bedien- und Funktechnik Einzug. Der Fahrgastraum wurde hingegen optisch weitgehend im Stil der 60er Jahre belassen.

Die Leuchtstofflampen erhielten lediglich energiesparende Vorschaltgeräte. Neu sind in den Doras kombinierte Notgriffe mit Sprechstellen und Türöffnungstaster mit Warnton und Leuchtmelder für den Schließvorgang. Außerdem sind pro Wagen zwei Videokameras installiert. Vor dem endgültigen Einsatz auf der U55 bekommen alle Wagen dann noch eine spezielle Gestaltung, die dem besonderen Einsatzort Rechnung trägt.

„Mehr wird aber noch nicht verraten. Lassen Sie sich überraschen“, sagt Martin Süß. Die Kosten für diese Reaktivierung belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro. Die bisher auf der U55 eingesetzten drei Doppeltriebwagen der F-Reihe stehen nach dem Tausch gegen die wieder einsatzbereiten Oldtimer als Verstärkung im übrigen Großprofilnetz zur Verfügung. Die Fahrzeuge waren die ersten, die nach 1945 neu für die BVG AöR entworfen worden sind. Zwischen 1956 und 1973 wurden in West-Berlin mehr als 200 zweiteilige Triebzüge dieser Art angeschafft.

2004 endete der normale Regelbetrieb. Ende der 1980er Jahre, als die DDR vor dem Zusammenbruch stand, hat die BVG AöR den Verkehrsbetrieben im Osten der getteilten Stadt mehrere Züge geliehen. Diese haben im Gegenzug zugesichert, die im Osten liegenden Abschnitte der Westlinien U6 und U8 zu sanieren. Allerdings folgte dann der Mauerfall und die Berliner Verkehrsbetriebe AöR wurden verantwortlich für den ÖPNV im wiedervereinten Berlin.

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