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VRS fordert ETCS für die S-Bahn

28.10.16 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Beim Verband Region Stuttgart fordert man, dass DB Netz für die S-Bahninfrastruktur die Signaltechnik ETCS beschafft. „Der Ausbau der Stammstrecke mit ETCS erhöht die theoretische Leistungsfähigkeit und steigert die Betriebsqualität“, heißt es beim Aufgabenträger. Das sehen die Regionalpolitiker mehrheitlich auch so. Sie forderten die DB AG auf, sich in Gesprächen mit dem Verband Region Stuttgart diesem Thema und der Finanzierung zu öffnen.

Im Vergleich zur herkömmlichen Signalisierung (Ks), die mit Stuttgart 21 realisiert wird, würde mit ETCS die Leistungsfähigkeit zwischen Schwabstraße und Mittnachtstraße um bis zu 9 Prozent steigen. Die Zeit zwischen einem ausfahrenden und einem einfahrenden Zug könnte von 140 Sekunden (Ks) auf 128 Sekunden (ETCS) sinken. Dadurch könnten längere Haltezeiten an den Stationen, die durch hohes Fahrgastaufkommen entstehen, teilweise wettgemacht werden.

Mögliche Verspätungen würden sich mit ETCS zwischen Bad Cannstatt/Nordbahnhof und Stuttgart-Vaihingen um durchschnittlich 28 Sekunden pro Zug reduzieren lassen, das entspricht etwa 50 Prozent. Bei der konventionellen Signalisierung sei man am „Ende der Fahnenstange“. Die Ks-Signalisierung bringe eine ähnliche Betriebsqualität wie heute. Dr. Florian Bitzer sieht bei ETCS „erhebliche Potenziale und Synergien.“

Der Leiter Fachbereich Planung/Umwelt bei DB Projektbau Stuttgart – Ulm führte aus, dass ETCS in der Stammstrecke immer nur als Zusatzausrüstung für die Ks-Signalisierung denkbar wäre. Denn die Ks-Signalisierung müsse als solide Rückfallebene vorhanden sein. Die Voraussetzungen für ETCS seien günstig, denn mit Stuttgart 21 werde ein neues elektronisches Stellwerk für die Stammstrecke gebaut. ETCS könne noch bei der Ausschreibung des bahntechnischen Ausbaus der Stammstrecke als Teil von Stuttgart 21 berücksichtigt werden.

Allerdings machte Dr. Bitzer auch klar: „ETCS ist im Nahverkehr keine Technik von der Stange“. Bisher werde ETCS in Deutschland nur im Fernverkehr eingesetzt sowie im Nahverkehr in einigen europäischen Metropolen. Im Verbund mit den öffentlichen Partnern plädierte er dafür, ein bundesweites ETCS-Pilotprojekt bei der S-Bahn Stuttgart aufs Gleis zu setzen. Die DB sei dazu grundsätzlich gesprächsbereit. Allerdings wird ein Großteil der Finanzierung sehr wahrscheinlich über den Aufgabenträger laufen müssen.

Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass DB Netz sich bereit erklärt, selbst hohe Anteile zu finanzieren, so drohen wegen der dann folgenden Abschreibungen auf erhebliche Vermögenswerte deutlich steigende Trassenpreise im S-Bahnnetz. Alle im VRS vertretenen Parteien sind jedoch der Auffassung, dass die Umstellung der Signalisierung in der Infrastruktur in einem überschaubaren Zeitraum erfolgen soll, um die Betriebsstabilität zu erhöhen. Lediglich ein Vertreter der AfD sprach im Zusammenhang mit ETC von „kaltem Kaffee“ und forderte die Anschaffung neuerer Technologien für die S-Bahninfrastruktur.

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