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Seriöse Arbeitsmarktintegration sicherstellen

04.10.16 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Schon letztes Jahr um diese Zeit hat sich manch einer die Frage gestellt, was man denn machen soll mit all den Menschen, die hier zwar einen Anspruch auf Schutz haben, jedoch nicht nachweisen können, dass sie Schreiner, Elektriker, Klempner oder was auch immer sind. Jetzt sind die Unternehmen diejenigen, die sich Gedanken machen müssen, wie man dieses Problem löst. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn Verkehrsunternehmen sagen, dass man die Leute erst einmal kennenlernen will.

Ja, bevor der nahe Osten ins totale Chaos verfallen ist, gab es dort funktionierende Strukturen und jemand, der in Bagdad oder Aleppo Busfahrer war, kann das auch in Köln, Düsseldorf oder Garmisch-Partenkirchen sein. Es muss aber trotzdem sichergestellt werden, dass so jemand für den Job geeignet ist, wenn er seine frühere Tätigkeit nicht nachweisen kann. Aber das darf natürlich kein Dauerzustand werden. Wir erleben derzeit die größte humanitäre Katastrophe unseres Jahrhunderts und es gibt zahlreiche Geschäftemacher, die davon profitieren wollen.

Das ist nicht nur die gGmbH, die im Chaos Deutschkurse abrechnet, die gar nicht stattgefunden haben, es sind auch Arbeitgeber, die darauf spekulieren, möglichst lange möglichst viele kostenlose, aber zumindest sehr billige Arbeitskräfte zu haben. Wenn auch sonst keine Arbeitserlaubnis zu bekommen ist, sechs bis neun Monate unbezahltes Praktikum gehen immer – man will die Leute ja schließlich integrieren. Man muss das Thema also weiter beobachten: Wo werden die Leute nach Praktika und Hospitationen wirklich eingestellt?

Und gibt es Betriebe, in denen zwar stets viele Integrationsmaßnahmen laufen, aber Übernahmen in reguläre Beschäftigungsverhältnisse die große Ausnahme sind oder gar nicht stattfinden? Dann müssen die zuständigen Stellen intervenieren und sich das ansehen. Was ist da los? Um so höher sind die Engagements von Unternehmen wie Abellio, der Deutschen Bahn, der Kölner Verkehrsbetriebe oder auch der Düsseldorfer Rheinbahn zu sehen.

Letztere hat übrigens einem jungen Asylberechtigten eine Ausbildungsstelle eingerichtet und das Unternehmen wusste von erheblichen bürokratischen Hürden zu berichten. Das ist natürlich ein Problem, das es auf bundespolitischer Ebene zu lösen gilt: Menschen in Arbeit zu bringen muss vereinfacht werden und darf nicht am Behördenmarathon scheitern. Gleichzeitig müssen natürlich tarifvertragliche Arbeitsbedingungen – zumindest langfristig – sichergestellt sein.

Das Prinzip „Mindestlohn für Asylberechtigte, Tariflohn für Deutsche“ darf gar nicht erst einreißen. Hier sind auch die öffentlichen Verkehrsunternehmen am Zug, die ja immer wieder direkt behaupten oder indirekt suggerieren, sie seien gemeinwohlorientiert, diese vermeintliche unternehmenspolitische Ausrichtung mit Leben zu füllen und für die private Wirtschaft vorbildlich voranzugehen. Das Prinzip muss laufen wie es das bei Chance Plus im DB-Konzern schon tut: Wer ein bestimmtes Praktikums- und Hospitationsprogramm erfolgreich durchlaufen hat, hat einen Anspruch auf Übernahme. Somit wird Missbrauch effektiv ausgeschlossen.

Siehe auch: Asylberechtigte sollen in der ÖV-Branche arbeiten

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