Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

S-Bahn Rhein-Ruhr: Verträge sind unterzeichnet

10.10.16 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

In der vergangenen Woche wurden im Colosseum-Theater in der Essener Innenstadt die Verträge für die S-Bahn Rhein-Ruhr unterzeichnet. Und das sind einige: Es geht um die Finanzierung der Anschaffung, die Lieferung und Instandhaltung und schließlich den Betrieb. Es wurden sowohl die Fahrzeugverträge mit Stadler Pankow und der DB Regio NRW, die Verkehrsverträge mit den beiden künftigen Betreibern Abellio Rail NRW und Keolis Deutschland als auch die Finanzierungsverträge mit der Bayrischen Landesbank, der KfW IPEX und der Europäischen Investitionsbank unterzeichnet.

Während die neuen Züge von Stadler Rail über 25 Jahre durch alle drei Banken finanziert werden, findet die Finanzierung der Fahrzeuge, die von DB Regio an den VRR verkauft werden, allein durch die Bayerische Landesbank über 15 Jahre statt. Das Zinsniveau ist für den gesamten Zeitraum festgeschrieben, so dass die Kosten vollständig kalkulierbar sind. Dabei profitiert man von der aktuellen Geldpolitik in der Eurozone mit ihren extrem geringen Zinsen.

Vorab hatten der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und der Nahverkehr Westfalen-Lippe im Rahmen von europaweiten Vergabeverfahren die Weichen für einen leistungsstarken S-Bahn-Verkehr gestellt. Analog zum Rhein-Ruhr-Express wurden die Wettbewerbsverfahren zur Beschaffung und Instandhaltung der Fahrzeuge getrennt von denen zum Betrieb der jeweiligen Linien durchgeführt. Auch die Darlehnsausschreibung zur Finanzierung des Kaufes sämtlicher S-Bahn-Fahrzeuge erfolgte in separaten Vergabeverfahren.

So kommen auf den Linien S 1 und S 4 ab Dezember 2019 Züge vom Typ ET 422 zum Einsatz, die auch derzeit auf den S-Bahn-Linien verkehren. Die 48 Fahrzeuge werden von der DB Regio AG gekauft und die DB Regio AG übernimmt bis mindestens 2034 die Wartung und Instandhaltung der Züge und garantiert deren tägliche Verfügbarkeit. Allerdings bleiben die Fahrzeuge nicht verkehrsrot, wie bei DB-Zügen üblich, sondern erhalten eine grün-weiße Lackierung. Dies ist keine Hommage an Werder Bremen, sondern soll den Farben des VRR entsprechen.

Die neuen Züge von Stadler werden ebenfalls dieses Farbkleid erhalten. Nicht mehr die Farbgebung des jeweiligen Eisenbahnverkehrsunternehmens prägt das Erscheinungsbild, sondern die des Aufgabenträgers. Ähnlich wie es beim Rhein-Ruhr-Express sein wird oder in Nordwestdeutschland beim Elektronetz Niedersachsen Nordost bereits ist. Die Stadler Pankow GmbH liefert die Neufahrzeuge für den Einsatz auf den Linien S 2, S 3, S 9, S 28, RE 49, RB 32 und RB 40. Für die Linie S 28 bleibt die Regiobahn alleinverantwortlich, auch bei der Instandhaltung.

Der Fahrzeughersteller wird die neuen, speziell auf die Bedürfnisse eines Ballungsraumes zugeschnittenen Züge vom Typ Flirt3XL liefern und verantwortet über den gesamten Lebenszyklus von mindestens 30 Jahren die Instandhaltung und Verfügbarkeit. Die Linie RE 49 taucht in älteren Planungen aus Linie RB 41 auf, die Linie RB 32 wurde zeitweise als Linie RB 3 geführt. Die Betriebsleistungen der S-Bahn-Linien an Rhein und Ruhr übernehmen ab Dezember 2019 Keolis und Abellio. Die beiden Unternehmen konnten sich im Rahmen eines europaweiten Wettbewerbsverfahrens durchsetzen.

Keolis übernimmt die S-Bahn-Linien S 1 und S 4 mit circa 4,8 Millionen Zugkilometern pro Jahr. Die Linien S 2, S 3, S 9, RE 49, RB 32 und RB 40 mit circa 7,1 Millionen Zugkilometern pro Jahr werden künftig von Abellio gefahren. Durchweg erfreulich ist das wirtschaftliche Gesamtergebnis der Ausschreibungen. So konnten bereits bei den Fahrzeugausschreibungen sehr gute wirtschaftliche und finanzierbare Preise erzielt werden. In Kombination mit der Ausschreibung der Betriebsleistung konnte die Wirtschaftlichkeit gegenüber einem klassischen Verfahren noch weiter verbessert werden.

Parallel dazu wird der bisherige Takt auf einen stärker nachfrageorientierten 15/30-Minuten-Takt umgestellt. Auf einigen S-Bahn-Relationen im Ruhrgebiet wird in der Hauptverkehrszeit ein Viertelstundentakt etabliert, der in der Nebenverkehrszeit sowie auf nachfrageschwächeren Abschnitten auf einen Halbstundentakt ausgedünnt wird. Durch zahlreiche zusätzliche Direktverbindungen rechnet man mit steigenden Fahrgastzahlen. Da die Verkehrsverträge Bruttoverträge sind, fließen die dann höheren Markteinnahmen dem Aufgabenträger zu, der sie nutzen kann, um wiederum zusätzliche Leistungen zu bestellen oder anderweitige Verbesserungen zu finanzieren.

Siehe auch: Die Weichen sind gestellt

Kommentare sind geschlossen.