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Mehrere Feiergründe im NVV

31.10.16 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) gibt es dieser Tage gleich mehrere Anlässe zu feiern. Seit fünf Jahren fährt nun die Tram nach Vellmar. Als „großen Gewinn für die Lebensqualität und das wirtschaftliche Wohlergehen in unserer Stadt“, bezeichnet sie der dortige Bürgermeister Manfred Ludewig (SPD), und KVG-Vorstand Thorsten Ebert fügt hinzu: „Sie verbindet Menschen in allen Lebenslagen, bringt Ausflügler zu ihren Freizeitzielen, Berufstätige zu ihrem Arbeitsplatz, Kinder und Jugendliche zu den Schulen, und sie sorgt für die gute Erreichbarkeit von Geschäften sowie Kultur- und Sportangeboten.“

Am 22. Oktober 2011 fuhr die erste Bahn. Seit diesem Tag verknüpft die verlängerte Tramlinie 1 auf gut vier Kilometern Länge ab der Wendeschleife Holländische Straße bis zur Wendeschleife Vellmar Nord das Oberzentrum Kassel mit seiner nördlichen, rund 19.000 Einwohner zählenden Nachbarstadt. Durch die allein im Stadtgebiet gebauten sieben Haltestellen kann jeder per Bahn alle zentralen Orte Vellmars erreichen, sei es den Rathausplatz mit seiner Verwaltung und den Geschäften, den Festplatz mit seinen zahlreichen Veranstaltungen, die Ahnatalschule oder das Wohngebiet Musikerviertel.

Pendler von außerhalb können an der Endhaltestelle Vellmar Nord oder an der Haltestelle Dörnbergstraße ihre Autos parken und bequem mit der Tram weiterfahren. Beide P&R-Parkplätze sind regelmäßig sehr gut belegt, und dies gilt auch bei größeren Veranstaltungen in Vellmar oder etwa bei den Wasserspielen im Kasseler Bergpark. „Nach fünf Jahren seit Inbetriebnahme ist die Tramlinie 1 bei den Vellmarer Bürgerinnen und Bürgern wirklich angekommen und angenommen“, stellt Bürgermeister Ludewig fest.

Ihm persönlich sei in diesem Zusammenhang wichtig, auf seine zwei Vorgänger im Amt und Parteigenossen hinzuweisen, die maßgeblich auf Seiten der Stadt Vellmar an diesem Projekt beteiligt waren. So habe der damalige Bürgermeister Kurt Stückrath schon seit dem Jahr 2001 die Idee und die ersten Planungen zu der Straßenbahnverlängerung unterstützt und sozusagen auf den Weg gebracht. Dirk Stochla begleitete dann während seiner Amtszeit als Bürgermeister das „Jahrhundertwerk“, wie er es nannte, überaus engagiert, beginnend von der Detailplanung bis zur Fertigstellung.

Sein Fazit zum fünfjährigen Geburtstag sei die Tatsache, dass die Linie 1 in Vellmar großen Zuspruch erfahre und sich, wie erhofft, als Standortvorteil für den Wohnort Vellmar erweise, so Ludewig. Die Befürchtungen einer „Einbahnlinie“ hätten sich hingegen nicht bestätigt. Als Beispiel sei das Kombiticket für alle Kulturveranstaltungen im PIAZZA oder für die Veranstaltungsreihe Sommer im Park zu nennen, mit dem die Besucher aus Kassel praktisch und bequem direkt zum Veranstaltungsort gefahren werden.

Die Zahlen deuten darauf hin, dass durch die Straßenbahnanbindung zahlreiche Menschen motiviert werden konnten, vom Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Zwischen 2010/11 und 2014/15 stieg die Zahl der Abonnenten im Gebiet Vellmar von rund 1.400 auf 1.750 oder um etwa 25 Prozent. Doch nicht nur die Tramverbindung nach Vellmar ist ein Erfolg, auch das Projekt Mobilfalt wurde durch das Bundesverkehrsministerium prämiert.

Die dahinterstehende Idee ist, dass man im ländlichen Raum zwar kein Carsharing anbieten kann, aber trotzdem etwas zum öffentlichen Verkehr beitragen möchte; auch dann, wenn konventionelle Buslinien sich selbst im Rufbetrieb nicht mehr lohnen. So werden Mitfahrgelegenheiten, etwa zum Einkaufen, in Ämter und Behörden oder ähnliches, innerhalb des Verkehrsverbundes ermöglicht.

Für den NVV-Geschäftsführer Wolfgang Rausch unterstreicht die Auszeichnung die Innovationskraft des Nordhessischen Verkehrsverbundes: „Wir haben gezeigt, dass wir mit unseren Kooperationspartnern der Landkreise Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder-Kreises und dem Land Hessen im Wettbewerb mit anderen innovativen Konzepten mithalten können. Unser Ziel ist es jetzt, dieses Projekt weiter zu entwickeln und uns als Spezialist für flexible Angebote im Öffentlichen Nahverkehr vor allem für den ländlichen Raum zu empfehlen. Es gilt, die Vielfalt der Angebote flexibler Bedienformen und gerade die private Mitnahme in Fahrzeugen, die ohnehin fahren, zu optimieren, zu verknüpfen und in ein Gesamtsystem der Mobilitätsangebote für den ländlichen Raum zu integrieren, um diese Angebote potentiellen Fahrgästen aus einem Guss anbieten zu können.“

Siehe auch: Erfolg kennt keine Ideologie

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