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Expertise zum SPNV in Schleswig-Holstein

04.10.16 (Schleswig-Holstein, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Erstmals in der Landesgeschichte haben Verkehrswissenschaftler und Ökonomen grundlegend aufgearbeitet, wie die Weichen für eine moderne Mobilität in Schleswig-Holstein in den nächsten 15 bis 25 Jahren gestellt werden müssen. In einer von Verkehrsminister Reinhard Meyer in Auftrag gegebenen Studie analysiert die Hamburger „Ramboll Management Consulting“ die derzeitigen verkehrlichen Rahmenbedingungen sowie künftige Mobilitätsanforderungen und -ansprüche der Bevölkerung und leitet daraus 15 konkrete Handlungsempfehlungen ab.

„Das 140-Seiten-Gutachten liefert sehr praxisorientierte Impulse und legt damit eine hervorragende Basis, damit Land, Kreise und Kommunen im engen Schulterschluss die Weichen für einen modernen Schienen, Bus- und Autoverkehr stellen können“, sagte Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD). Um insbesondere den Menschen im ländlichen Raum in Zukunft eine Perspektive zu bieten, auch ohne eigenes Auto am gesellschaftlichen Leben im gesamten Land teilnehmen zu können, müsse der Öffentliche Personennahverkehr weiterentwickelt und flexibler gestaltet werden.

Meyer: „Die Gutachter haben uns ins Stammbuch geschrieben, dass wir die verschiedenen Verkehrsmittel künftig noch wesentlich besser über Kreisgrenzen hinweg miteinander verknüpfen müssen.“ Für die vor allem durch Berufspendler stark belasteten Verkehrsachsen müssten attraktive Alternativen zum eigenen PKW stärker unterstützt werden. „Hierbei können die Potenziale des technischen Fortschritts und der Digitalisierung genutzt werden. Ziel muss zudem sein, den Verkehr umweltfreundlicher und energieeffizienter zu gestalten. Der E-Mobilität kommt hierbei eine Schlüsselfunktion zu“, so der Minister.

Er machte zugleich aber auch deutlich, dass es eine Illusion sei, in ländlichen Regionen künftig ohne Autoverkehr auskommen zu können. Die erarbeiteten 15 Handlungsempfehlungen betreffen die höchst unterschiedlichen Anforderungen zwischen ländlichen Regionen einerseits und städtischen Verdichtungsräumen andererseits. Die Vorschläge reichen von einer besseren Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger, Mobilitätshubs, ein Internet-gestütztes Parkraummanagement, die Einführung schneller Hauptachsen im öffentlichen Nah- und Regionalverkehr bis hin zur Unterstützung von Sharing-Systemen.

Meyer dankte den Gutachtern vor allem für die Unterfütterung ihrer Vorschläge mit sogenannten Good Practice-Beispielen aus dem gesamten Bundesgebiet. „Es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen und von anderen zu lernen. Warum soll Schleswig-Holstein nicht zum Beispiel Anleihen bei der Radstrategie von Baden-Württemberg oder bei der Optimierung der Schülerverkehre im Kreis Unna machen?“ Das Verkehrsministerium werde nun genau prüfen, wie und mit welcher zeitlichen Prioritätensetzung die Vorschläge umgesetzt werden können. Ziel ist es, aus der Expertise möglichst viele konkrete politische Handlungen folgen zu lassen.

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