EVG stellt Lohnforderungen an DB AG
04.10.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Rahmen der diesjährigen Lohnrunde hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre aktuellen Forderungen an den Arbeitgeber formuliert. Man strebt dabei ein individuelles Wahlrecht für die Gewerkschaftsmitglieder an. Jeder soll selbst entscheiden können, ob er mehr Geld, weniger Arbeit oder mehr Urlaub will. Das Volumen der Gesamtforderung liegt bei sieben Prozent. „Wir kämpfen dafür, dass am Ende der Tarifverhandlungen die EVG-Mitglieder ganz individuell entscheiden können, ob sie für 2,5 Prozent aus dem erreichten Volumen sechs Tage mehr Urlaub, eine Stunde Arbeitszeitverkürzung oder diese ebenfalls als Lohnerhöhung haben wollen“, kündigte Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba an.
Die weiteren 4,5 Prozent, die die EVG fordere, würden als reine Lohnerhöhung gezahlt. „Eine solche Wahlmöglichkeit hat es so noch nie gegeben. Damit schreiben wir Tarifgeschichte.“ Mit ihrer Forderung setze die EVG das Ergebnis der Mitgliederbefragung in einer neuen, vor allem aber zeitgemäßen Form um. „Die Befragung hat kein eindeutiges Meinungsbild für eine allgemeine Forderung nach mehr Urlaub, mehr Geld oder einer Arbeitszeitverkürzung ergeben. Die Interessen und Bedürfnisse unserer Mitglieder sind ganz unterschiedlich. Unser erklärtes Ziel war es deshalb, eine überzeugende und das Votum der Mitglieder aufgreifende Lösung zu finden. Dazu mussten wir weg von den traditionellen Herangehensweisen“, machte Regina Rusch-Ziemba deutlich.
„Das haben wir heute ausführlich mit den 30 Vertreterinnen und Vertretern der zuständigen Tarifkommissionen sowie dem Tarifausschuss des Bundesvorstandes der EVG diskutiert. Dabei ist relativ schnell klar geworden, dass wir nur mit einem Wahlrecht den ganz unterschiedlichen Interessen unserer Mitglieder gerecht werden. Und das werden wir jetzt durchsetzen.“ Die Auftaktrunde zu den Tarifverhandlungen mit der DB AG wird am 17. Oktober in Frankfurt stattfinden.
Personalvorstand Ulrich Weber warnt vor überzogenen Forderungen: „Die DB setzt auf eine vernünftige und verantwortungsvolle Runde mit Augenmaß, die die ersten gemeinsamen Erfolge unserer Qualitäts- und Kundenoffensive Zukunft Bahn nicht gefährdet.“ Es sei Zeit für eine normale Verhandlungsrunde mit Ergebnissen am Verhandlungstisch. Die DB sei beim zugesagten Abbau der seit Jahren angesammelten Überstunden und beim Einsatz zusätzlichen Personals vereinbarungsgemäß deutlich vorangekommen.
Bis Ende 2017 sollen eine Million Überstunden von den Arbeitszeitkonten verschwunden sein, zum 30. Juni 2016 waren es, so Weber, rund 640.000. Dabei können die betroffenen Mitarbeiter zwischen Auszahlung, Freistellung und der Nutzung von Langzeitkonten wählen. Rund 100.000 Mitarbeiter sind bei der DB AG im Schichtdienst tätig. Grundsätzlich gilt im Konzern eine wöchentliche Referenzarbeitszeit von 39 Stunden. Es gibt rund dreißig tarifvertragliche Regelungen zur Schichtplangestaltung, davon acht zu Ruhetagen.