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Stadler: Neue Tram für Russland

01.09.16 (Europa) Autor:Stefan Hennigfeld

Stadler hat breitspurige Tram-Triebzüge entwickelt und diese erfolgreich auf den Markt gebracht: Die Transport Concession Company in St. Petersburg bestellt bei Stadler 23 Metelitsa-Straßenbahnen. Die Produktion der Fahrzeuge erfolgt größtenteils im Stadler-Werk in Minsk und in der Schweiz. Die Übergabe der ersten sechs Fahrzeuge ist bis Ende Juli 2017 geplant. Der Prototyp war in der Folge in mehreren russischen Städten unterwegs und gewann an der Tramparade in Moskau sogar einen Publikumspreis.

Der Plan von Stadler ging auf: Die Transport Concession Company aus St. Petersburg bestellt bei Stadler 23 Triebzüge des Typs Metelitsa. Die Freude bei Stadler, dass erneut eine Eigenentwicklung erfolgreich auf den Markt gebracht werden konnte, ist groß. „Wir freuen uns sehr über diesen Auftrag und hoffen, dass wir mit unserer Metelitsa noch weitere Ausschreibungen in Russland gewinnen können“, sagt Peter Spuhler, Eigentümer und Group CEO von Stadler.

Der Bedarf ist groß: In Russland laufen derzeit mehrere Ausschreibungen für Breitspur-Fahrzeuge. Insgesamt geht es um mehrere Tausend Triebzüge, die in den nächsten Monaten – vor allem auch in Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland – bestellt werden sollen. Die Transport Concession Company entwickelt und baut das Tramnetz im Distrikt Krasnogvardeysky, östlich von St. Petersburg. Die bei Stadler bestellten Metelitsa-Straßenbahnen werden dort auf dem neuen Schienennetz bereits ab August 2017 sowohl dem Betriebspersonal als auch den Fahrgästen höchsten Komfort im Stadtverkehr bieten.

Die dreiteiligen Niederflure-Triebzüge ermöglichen den Fahrgästen mit ihren fünf zweiflügeligen Einstiegstüren auf beiden Seiten ein bequemes Ein- und Aussteigen. Für hohe Laufruhe und Fahrkomfort sorgen gelenkig miteinander verbundene Drehgestell-Rahmen. Im Innenbereich stehen zwei abgetrennte Bereiche für Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder zur Verfügung. Die dreiteiligen Zweirichtungsfahrzeuge sind 33.45 Meter lang, bieten 66 Fahrgästen Sitzplätze und fassen total 370 Passagiere.

Der Auftrag ist für Stadler auch deshalb von großer Bedeutung, weil das Werk in Minsk als Folge der Erdöl- und Erdgaskrise und der damit verbundenen Rubelkrise nicht mehr voll ausgelastet war. Mit der Bestellung aus St. Petersburg kann die Situation etwas entschärft werden. Zur vollen Auslastung des Werkes sind aber weitere Aufträge nötig. Darüber hinaus werden weiterhin Verlagerungen von Aufträgen aus zentraleuropäischen Werken nach Minsk geprüft.

So soll der Standort langfristig gesichert werden. In den nächsten Monaten jedoch bleibt der russischen Trammarkt im Hinblick auf die anstehende genannte Weltmeisterschaft lukrativ. Auch in Deutschland hat es im Vorgriff auf die Weltmeisterschaft 2006 zahlreiche Investitionen und Verbesserungen gegeben. Ereignisse dieser Art sind auch im öffentlichen Verkehr stets ein Innovations- und Investitionsmotor in der Vorlaufzeit.

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