Stadler liefert zehn Züge nach Ungarn
06.09.16 (Europa) Autor:Stefan Hennigfeld
Der ungarische Regionalbahnbetreiber GYSEV Zrt. und Stadler haben einen Liefervertrag über zehn vierteilige FLIRT-Niederflurtriebzüge für den Regionalverkehr unterzeichnet. Die ersten Fahrzeuge werden 2018 in Westungarn ihren Betrieb aufnehmen. Zusammen mit früheren Bestellungen wird GYSEV dann über eine Flotte von insgesamt zwanzig FLIRT-Einheiten verfügen. GYSEV startete im April dieses Jahres eine öffentliche Ausschreibung für die Beschaffung von zehn elektrischen Fahrzeugen mit einer Einreichungsfrist bis Juni.
Den Zuschlag erhielt das Stadler-Konsortium, zusammengesetzt aus Stadler Polska Sp. z o.o. und Stadler Bussnang AG, beides Tochtergesellschaften der Stadler Rail Group. Laut Liefervertrag wird der erste Zug im März 2018 geliefert und der letzte im Januar 2019. Der Bahnbetreiber GYSEV hatte zwischen 2013 und 2015 im Rahmen von zwei separaten öffentlichen Ausschreibungen bereits zehn elektrische Triebzüge bei Stadler bestellt. Die neuen Fahrzeuge entsprechen bereits den aktuellen TSI-Normen der Europäischen Eisenbahnagentur sowie den neuesten Crash-Normen EN 15227.
Bei der Entwicklung der Fahrzeuge legten die Stadler-Konstrukteure besonderen Wert auf einen niedrigen Energieverbrauch und ein wartungsfreundliches Design. Die neuen Fahrzeuge sind 2,8 Meter länger als jene der ersten Generation und bieten damit Platz für den Einbau einer zweiten Toilette (zusätzlich zu der den TSI-PRM-Anforderungen entsprechenden Toilette für Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität). Die vierteiligen EMUs sind 77,1 Meter lang und 2,82 Meter breit und verfügen über 208 Sitzplätze (194 feste Sitze und 14 Klappsitze).
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h und die Beschleunigung 1,2 m/s2. Damit sind die Züge in nur 39 Sekunden von 0 auf 120 km/h. Die neue FLIRT-Generation verfügt über geräumige, multifunktionale Einstiegsbereiche, die einen raschen Fahrgastwechsel ermöglichen und den verschiedensten Bedürfnissen gerecht werden. Die Fahrzeuge haben eine für den Regionalverkehr bestens geeignete Vis-à-vis-Bestuhlung und erfüllen auch sonst alle Anforderungen an moderne Standards: Klimaanlage, Kamerasystem, WLAN und Ladestationen für elektronische Geräte.
Ein großer Teil des GYSEV-Auftrags wird in Ungarn ausgeführt. So werden alle vierzig Wagenkästen im Stadler-Werk in Szolnok hergestellt. Aufgrund kürzlich getätigter Investitionen können auch die Drehgestelle vollständig in Ungarn produziert werden. Ähnlich wie bei den früheren GYSEV-Bestellungen wird die Endmontage der neuen Züge auch diesmal im Stadler-Werk in Siedlce in Polen erfolgen. Die neuen Triebzüge können synchron betrieben werden, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit den früher gekauften Modellen. Die Möglichkeit des Betriebs in Mehrfachtraktion bringt der GYSEV erheblichen ökonomischen Nutzen. Die Auftragssumme beläuft sich auf 68,45 Millionen Euro und wird vollumfänglich aus Fördergeldern der Europäischen Union finanziert.