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Steigende Qualität bei sinkenden Preisen

19.09.16 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Endlich ist er da, der neue ICE, der das Bild des deutschen SPFV auf Jahrzehnte prägen wird. Dabei ist vor allem eine gute Nachricht, dass man im Rahmen einer langen Einführungsphase die sicher kommenden Kinderkrankheiten in Ruhe ausmerzen kann. Ob nun WLAN im Zug oder höherer Komfort: Die Eisenbahn wird besser, aber sie wird seit einigen Jahren nicht mehr teurer. Ob man nun mit den Cityhoppern im Fluggeschäft mithalten muss oder mit den Fernbussen im Niedrigpreissegment, man steht unter Druck.

Und doch ist die Eisenbahn im Vergleich zu diesen Konkurrenzprodukten um ein Vielfaches größer. Aber man sieht, dass der SPFV insgesamt besser wird, wenn der Marktdruck steigt. Übrigens auch der SPNV ist mit strengeren Verkehrsverträgen und Vergaben mit hohem Bieteraufkommen nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch besser geworden. So wie vor einigen Jahren der Wettbewerb im Regionalverkehr als für die Schiene schlecht verteufelt wurde, so wollen heute einige Leute dem Fernbus schaden, aber die Effekte für den Verkehrsträger Schiene sind in allen Fällen positiv gewesen.

Auch hier: Was war das mit neuen Zügen für den SPFV vor ein paar Jahren noch für eine Hängepartie? Jetzt geht es offensichtlich. Selbst WLAN im Zug funktioniert. Hieß es da nicht in jüngster Vergangenheit immer, dass eine Umsetzung von flächendeckendem Internetempfang in den Zügen technisch gar nicht möglich sei? Gut, die Erfahrung, dass sich bei ändernden politischen Rahmenbedingungen auch die Naturgesetze anzupassen scheinen, macht man ja immer wieder. Aber es zeigt, dass die Qualität steigt und die Preise sinken.

Ja, auch wenn der Standardpreis oder Flexpreis wie er heute heißt, konstant bleibt, so kann man doch anhand der Sparpreisverfügbarkeit erkennen, dass man jetzt billiger mit dem Fernverkehr fahren kann. Ob das eine oft sehr günstig zu habende Fahrt in der ersten Klasse ist oder ob bestimmte Kombinationen aus InterCity und Regionalexpress besonders oft zu sehr niedrigen Preisen zu haben sind.

Gerade hier muss man, wie Vertreter der Monopolkommission zurecht sagen, auch bei der Bewertung des Fernbusmarktes und der starken Stellung von Flixbus die Größe von DB Fernverkehr ebenso beachten wie den langlaufenden SPNV, unabhängig davon, wer diesen gerade fährt. Denn, auch das darf man im Zusammenhang mit so mancher RE-Linie nicht außer Acht lassen: Es gibt im SPNV einiges, was nach den gängigen Altdefinitionen wie durchschnittliche Reiseweite, Reisedauer oder Haltestellenabstand eigentlich Fernverkehr ist, aber durch die Finanzierung aus Regionalisierungsgeldern dann zum Nahverkehr wird.

Übrigens ist es ein Irrglaube zu denken, dass die DB AG per se nicht in der Lage sei, hochwertige Zugleistungen fahren zu lassen. Im Gegenteil: DB Regio hat in den vergangenen Jahren, auch oder gerade wegen des hohen Marktdruckes, erhebliche Verbesserungen geleistet. So wie DB Fernverkehr sich bei dem relativ geringen Konkurrenzaufkommen durch den Fernbus verbessert hat. Aber das zeigt doch, dass Marktwirtschaft der Erfolg ist und dass Protektion kein Mittel zu mehr Qualität ist.

Siehe auch: ICE 4 erstmals vorgestellt

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