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ICE 4 erstmals vorgestellt

19.09.16 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Rüdiger Grube und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) haben vergangene Woche den neuen ICE 4 in der Öffentlichkeit vorgestellt. Als erster Hochgeschwindigkeitszug in Europa durchläuft er eine mehrmonatige Einführungsphase, bevor er im Dezember 2017 den Regelbetrieb aufnimmt. Ziel ist es, den Zug unter realen Einsatzbedingungen auf Zuverlässigkeit der Technik und Systeme zu prüfen. Schon im Vorfeld wurden im Rahmen des Projekts über 250.000 Testkilometer absolviert.

Während der Einführungsphase, die in diesem Spätherbst startet, werden zwei neue Züge auf der Strecke Hamburg–Hannover–Nürnberg–München vereinzelt eingesetzt. „Der ICE 4 startet eine neue Ära: Er ist das Rückgrat unseres zukünftigen Fernverkehrskonzepts. Bis 2030 werden wir unser Fernverkehrsangebot um 25 Prozent ausbauen und mehr Städte und Regionen miteinander verbinden. Die Zukunftsfähigkeit unseres Konzerns wird mit dem neuen Flaggschiff nachhaltig gestärkt“, erklärte Grube in Anwesenheit von Berthold Huber, DB-Vorstand Verkehr und Transport, sowie Birgit Bohle, Vorstandsvorsitzende DB Fernverkehr AG, und Roland Busch, Mitglied des Vorstands der Siemens AG.

Die Bahn verstärkt damit ihre Innovationsführerschaft. Viele neue Ausstattungsmerkmale sorgen für verbesserten Kundenkomfort und entspanntes Reisen. Dazu gehört ein modernes Fahrgastinformationssystem, das dem Fahrgast künftig in Echtzeit Reiseverlauf und Anschlusszüge pro Bahnhof anzeigt. Die weiterentwickelte Klimaanlage ist ausgelegt für Temperaturen bis 45 Grad Celsius. Viel Platz und Reisespaß finden Familien im neu gestalteten Kleinkindabteil und im Familienbereich. Der ICE 4 verfügt über acht Fahrradstellplätze und vier Rollstuhlplätze. Zwei Hublifte ermöglichen Rollstuhlfahrern an allen Bahnhöfen zuggebundene Ein- und Ausstiege.

Das tageszeitabhängige Beleuchtungskonzept schafft eine angenehme Raumatmosphäre. Für leichte Orientierung im Zug sorgen anschauliche Kennzeichnungen der Bereiche und die neue Anordnung der Platznummern und Reservierungsanzeigen in den Kopfstützen. Der ICE 4 verfügt bereits über die neue WLAN- und Telefonie-Technologie, mit dem die DB bis Ende des Jahres ihre gesamte ICE-Flotte ausrüsten wird. Damit steht auch Reisenden der 2. Klasse WLAN kostenlos zur Verfügung. Aus dem im Mai 2011 geschlossenen Rahmenvertrag von bis zu 300 Zügen hat die DB in einer ersten Tranche 130 Züge bestellt.

Mit einem Volumen von rund 5,3 Milliarden Euro ist dies die größte Investition in der Geschichte der DB für Fahrzeuge. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt: „Der ICE hat vor 25 Jahren ein neues Mobilitätszeitalter eingeläutet und sich zu einem echten Exportschlager entwickelt. Mit dem ICE 4 steht nun das modernste und kundenfreundlichste Upgrade für den Hochgeschwindigkeitsverkehr bereit – nicht zuletzt durch freies WLAN in allen Klassen. Ich bin sicher: Der ICE 4 wird wie seine Vorgänger ein weltweites Aushängeschild für das Gütesiegel Made in Germany sein.“

In den neuen SPFV-Triebzügen sieht man beim VDV einen großen Schritt zur weiteren Verbesserung des Fernverkehrsangebots auf der Schiene: „Der neue ICE 4 ist ein Meilenstein: qualitativ, betrieblich und technisch wird er Maßstäbe setzen und das Reisen für die stetig wachsende Zahl der Fernverkehrskunde auf der Schiene weiter deutlich verbessern“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske. Besonders hervorzuheben sei zudem, so Fenske, das funktionierende Projektmanagement von DB und Siemens, das zu einer pünktlichen Fertigstellung dieses Großprojektes führte. „Alle Beteiligten haben gezeigt, dass es in Deutschland immer noch möglich ist, große und komplexe technische Projekte pünktlich und einwandfrei abzuwickeln.“

Der ICE 4 wird nach dem neuen Verfahren in Deutschland zugelassen, wonach technische Normen für sieben Jahre festgeschrieben werden. Weiterhin können Prüfbescheinigungen durch anerkannte Prüfstellen außerhalb des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) erstellt werden. Das EBA prüft in diesen Fällen mit Ausnahme von zwei Fachgebieten ausschließlich die Vollständigkeit der Dokumente. Auf diese Weise konnte die Vielzahl der erforderlichen Dokumente und Nachweise im Projekt ICE 4 frühzeitig auf mehrere Prüfdienstleister verteilt und der vorgesehene Zeitplan eingehalten werden. DB und Siemens gehen von einer rechtzeitigen Zulassung für die Einführungsphase aus und rechnen nicht mit Verspätungen.

Siehe auch: Steigende Qualität bei sinkenden Preisen

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