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Alpha Trains wirbt für Privatfinanzierung

29.09.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Immer wieder schaffen Aufgabenträger direkt oder gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen Züge für den Regionalverkehr an. Planungen, dass die Besteller direkte Vertragsverhältnisse mit Leasinggesellschaften eingehen, sind nie ernsthaft realisiert worden – das will man bei Alpha Trains ändern. Nachdem man bereits im Juni zu einem Austausch eingeladen hat, wurde das Thema nun wieder aufgenommen. Anlässlich der Innotrans nahmen Bundesverkehrsminister a.D. Kurt Bodewig (SPD) und Shaun Mills, Geschäftsführer von Alpha Trains, sich das Thema umfassend vor.

Gerade vor dem Hintergrund, dass auf den Staat in den nächsten Jahrzehnten eine enorme Belastung allein für den Erhalt der bestehenden Verkehrsinfrastruktur zukommt, unterstrich Bodewig die Notwendigkeit privatwirtschaftlicher Finanzierungmodelle für Züge im SPNV. Der aktuelle Schienen-Investitionsrückstau beläuft sich auf rund 30 Milliarden Euro, etwa 1400 Eisenbahnbrücken sind sanierungsbedürftig. „Hier ist die Politik in der Pflicht, öffentliche Mittel richtig einzusetzen“, so Bodewig.

In einem Gespräch mit Shaun Mills erörterte er den Aspekt, dass sich die öffentliche Hand bei der Finanzierung von Zügen entlasten kann, da dieser Bereich privatwirtschaftlich gut abgedeckt sei. Zumal dieses rein privatwirtschaftliche und wettbewerbsorientierte Modell im Güterverkehr bestens funktioniere. Man verweist zudem auch auf Risiken für die Aufgabenträger und nannte dabei ein fiktives Beispiel: Züge haben eine Lebensdauer von 30 Jahren, Strecken werden im Durchschnitt jedoch nur für 15 Jahre vergeben.

Ob die Strecke anschließend in der gleichen Weise und mit den angeschafften Zügen weiter betrieben werden kann, sei oft fraglich. Hinzu kommen spezielle Anforderungen an die Modernisierung und die Instandhaltung der Züge – Aufgaben, die ohne entsprechendes Wissen nur schwer leistbar seien. Man spricht sich dafür aus, dass Züge also am Markt angeschafft werden. Wie groß die Restwertrisiken tatsächlich sind, kann man nur schwer abschätzen.

Es ist jedenfalls kein Fall bekannt, bei dem Züge, die nicht mindestens zwanzig Jahre alt waren, dauerhaft ohne Folgeauftrag geblieben wären. Aber: Wenn ein Aufgabenträger Fahrzeuge nicht mehr braucht, liegen die Kompetenzen zur Anschlussverwendung deutlich stärker bei Leasinggesellschaften. Anders als von Aufgabenträgern angeschaffte Züge, würde privat finanziertes Rollmaterial grundsätzlich und ohne dass es eines Verkaufes bedürfe, auch anderen Akteuren im übrigen Bundesgebiet zur Verfügung stehen.

Shaun Mills: „Es werden Insellösungen geschaffen, aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht optimal. Die Aufgabenträger und am Ende die öffentliche Hand tragen ein hohes Risiko ohne adäquate Bewertung und Erfahrung.“ Allerdings: Der Verbleib von Rollmaterial in einem Netz ist auch bei privat angeschafften Zügen heute die Regel. Das gilt vielfach auch bei Betreiberwechseln, der Mietpartner der Leasinggesellschaft wird dann oft einfach ein anderer.

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