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VDV legt Digitalisierungs-Roadmap vor

11.08.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Digitalisierung im öffentlichen Verkehr ist ein seit Jahren allgegenwärtiges Thema, ohne dass es zentrale Lösungsansätze gäbe. Im Handy gucken, wann der Zug fährt? Aber was ist, wenn vielleicht der Anschlussbus nicht in der App verzeichnet ist? Wie sieht es mit Car- und Bikesharing ist? Wie kann man kurzfristig mit ein- und derselben Karte, weil man vielleicht mehr eingekauft hat als geplant, auf ein Kurzzeitmietwagen umsteigen, statt mit dem Bus aus der Stadt zu fahren?

Die Chipkarte oder Smartphone öffnet das Leihfahrrad, das Auto und lässt sich im Zug kontrollieren. Dass der Nutzer gerade mehrere Dienstleister in Anspruch genommen hat oder zwischen zwei Tarifverbünden unterwegs war, interessiert ihn nicht. Es ist ihm egal, ob der Zug verkehrsrot, gelb, schwarz-silbern oder blau-weiß ist. Auch ob die Busse von den Stadtwerken A-Stadt oder B-Stadt gefahren werden ist am Ende nicht wichtig. Deshalb will man das Problem unter dem Dach des VDV jetzt angehen.

Fahrgäste wünschen sich, so heißt es beim Verband, einen einfachen Zugang zu einem Mix aus verschiedenen Verkehrsangeboten, die einen nach persönlichen Präferenzen vom Start zum Ziel bringen. Es geht um einen einfachen Service der alle Mobilitätsleistungen miteinander vernetzt. Im Zuge der Digitalisierung wurde schon öfter verkündet, dass es jetzt solche Lösungen gäbe. Die App, die alles kann. Aber wenn jedes Unternehmen, jeder Verkehrsverbund und jeder Anbieter neuer Mobilitätsformen seine eigene App hat, dann fehlen gemeinsame Schnittstellen und Regelungen.

Hierbei wird schnell klar, dass die digitale Transformation der Mobilität nicht von einer Branche alleine realisiert werden kann, sondern viele Akteure aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten müssen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur initiierte Mitte 2015 den Stakeholder-Dialog zur digitalen Vernetzung des öffentlichen Verkehrs, an dem Vertreter der Landesverkehrsministerien, der kommunalen Spitzenverbände und Industrie-, Verkehrs- und Fahrgastverbände teilnahmen.

In diesem Kontext wurde eine Bestandsaufnahme aktueller Entwicklungen vorgenommen und Potenziale identifiziert, die das Ziel der digitalen Vernetzung des ÖPNV realistisch voranbringen können. Im Fokus stand eine Analyse der erforderlichen Maßnahmen, um eine bundesweite digitale Vernetzung der Verkehrsbranche zu ermöglichen und damit das anfangs beschriebene Szenario zu realisieren. Ergebnis ist die durch alle Beteiligten einstimmig beschlossene Roadmap zur digitalen Vernetzung des öffentlichen Personenverkehrs in Deutschland.

Diese gilt jetzt als Leitfaden zur Entwicklung und Förderung für bestehende und neue Infrastruktur. Doch ob sich diese Worte im Alltag so leicht umsetzen lassen, ist eine andere Frage. Oft scheitern schon simple Formen der Zusammenarbeit in den Verbünden an persönlichen Eitelkeiten. Es bleibt daher abzuwarten, inwieweit die großen Planungen in absehbarer Zeit Realität werden.

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