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Flixbus übernimmt Postbus

08.08.16 (Fernverkehr, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die immer wieder herbeigesehnte Marktkonsolidierung im Fernbuswesen scheint sich nun verstärkt anzubahnen. Die Firma Flixbus, die erst vor einigen Monaten einen britischen Wettbewerber übernommen und kurz zuvor den Meinfernbus geschluckt hat, übernimmt das Busgeschäft der Deutschen Post AG, aus welchem der ADAC bereits vor einiger Zeit ausgestiegen ist. Am 1. November 2016 werden die ersten Postbus-Linien in die Flixbus-Plattform überführt.

Über eine dauerhafte Marketing- und Vertriebskooperation wollen sich beide Unternehmen zudem neue Kundengruppen für ihr jeweiliges Kerngeschäft erschließen. André Schwämmlein, Gründer und Geschäftsführer der Flixbus GmbH: „Postbus und Flixbus sind beide Qualitätsanbieter, haben aber bisher unterschiedliche Kundensegmente angesprochen. Wir möchten jetzt ein Produkt für alle Alters- und Zielgruppen bieten.“ Bis Ende des Jahres wird Flixbus auch das regionale Angebot in Deutschland verstärken.

Profitieren werden Kleinstädte, die bisher noch keinen Fernbus-Anschluss hatten. André Schwämmlein: „Das Ziel sollte sein, dass Menschen vom Individualverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Hierzu braucht es ein attraktives Fernbus-Angebot auch in Regionen, keine Parallelverkehre auf Metropolverbindungen.“ Mittels einer langfristigen Vertriebs- und Marketingkooperation werden Flixbus-Produkte bis Ende des Jahres in 5.000 Partnerfilialen der Deutschen Post erhältlich sein. Produkte der Deutschen Post werden über Flixbus-Kanäle beworben.

Beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) sieht man die Sache gelassen. In einer Presseaussendung heißt es: „Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Konsolidierungsprozesse wie Zusammenschlüsse, Übernahmen u. ä. in einer noch jungen Branche von Beobachtern durchaus erwartet wurden. Seit der Fernbusliberalisierung 2013 ist die Branche in Bewegung. Unternehmen wie DeinBus sind von Anfang an im Geschäft, andere – wie etwa das zu einem britischen Milliardenkonzern gehörende city2city – haben sich zurückgezogen, wieder andere – bspw. Hellö – haben erst kürzlich den Einstieg in das Fernbusgeschäft gewagt.“ Insgesamt müsse man aber darauf hinweisen, dass der Fernbus nicht als isolierte Branche zu betrachten ist, sondern z.B. im Wettbewerb der noch immer um ein vielfaches größeren DB Fernverkehr AG steht oder aber zum langlaufenden SPNV.

Dem schließt sich auch Angelika Westerwelle von der Monopolkommission an. Im RBB-Interview bringt sie ebenfalls mögliche Markteinstiege europäischer Akteure ins Gespräch. Auch die Billigflieger und Eisenbahnverkehre spielen eine Rolle. Westerwelle: „Flixbus konkurriert mit anderen Fernbussen aber eben auch mit der Bahn und im Vergleich dazu ist es dann noch ein sehr kleiner Spieler in einem viel größeren Markt. In diesem intermodalen Wettbewerb kann es sogar wettbewerbsfördernd sein, wenn gegenüber dem Platzhirschen ein stärkerer Herausforderer auftaucht.“

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