DB Regio investiert in Graffiti-Entfernung
15.08.16 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld
DB Regio investiert am Standort Köln-Nippes rund 750.000 Euro für die Anschaffung einer modernen Anlage zur Entfernung von Graffiti-Vandalismus. Ziel ist es, die Züge effizient, aber auch umweltschonend zu reinigen. Seitdem die Anlage im Mai an den Start ging, hat das Reinigungsteam bereits Schmierereien in einer Größe von etwa fünftausend Quadratmetern von den Zügen entfernt. „Die Sprayer benutzen Graffiti-Farben, die nicht nur den Fahrzeuglack angreifen, sondern auch die Umwelt belasten“, sagt Jürgen Ewald, Leiter Flottenmanagement bei DB Regio NRW in Köln. „Unsere neue Graffitientfernungsanlage verfügt über ein spezielles Filtersystem und eine Abwasserbehandlung, um die Farb-Rückstände und Reinigungsmittel für eine umweltverträgliche Entsorgung aufzubereiten. Auf diese Weise halten wir die Umweltbelastung so gering wie möglich.“
Das Problem mit den Graffiti-Schäden: Sie sind in der Regel sehr schwer abbaubar und lassen sich zudem nur chemisch entfernen. Daher gibt es für die Beseitigung solcher Verschmutzungen besondere Umwelt- und Gesundheitsvorschriften. Die mit der Reinigung betrauten Mitarbeiter werden für ihren Einsatz speziell geschult. Um sie vor belastenden Substanzen zu schützen, müssen sie Arbeitsschutzkleidung tragen. Zudem ist die Graffitientfernungsanlage optimal belüftet. Damit genügend Frischluft strömt, wurde die Bauweise offen gestaltet. Eine energieintensive Ventilation ist somit nicht notwendig. Das wiederum macht den laufenden Unterhalt wirtschaftlicher.
Für die Reinigung bleibt nicht viel Zeit, denn in den ersten 24 Stunden lassen sich die Graffiti-Lacke am besten entfernen. Dann haben sich die in den Sprays enthaltenen Lösungsmittel noch nicht auf dem Untergrund festgesetzt. Die chemischen Substanzen reagieren nämlich mit der Oberfläche der Züge und greifen selbige an. Das soll möglichst früh verhindert werden. Die Zeiten, dass Züge oft wochenlang verschmiert herumfahren, sind lange vorbei. Auf die betroffenen Stellen wird zunächst ein spezielles Reinigungs-Gel aufgetragen, das einige Minuten einwirken muss. Danach wird die sogenannte Schmutzflotte – die Mischung aus Lackresten und Reinigungsmitteln – mit Wasser abgespült.
Das Gemisch fließt in eine fest installierte Rinne. Von dort wird es automatisch in eine Filteranlage weitergeleitet. Hier werden die groben Farbbestandteile mithilfe eines Papierfilters vom Wasser getrennt. Das Filtrat wird der Abwasserbehandlung der Außenreinigungsanlage zugeführt und dort aufbereitet. Erst dann ist das Schmutzwasser derart gesäubert, dass es in den Abwasserkanal der Stadtwerke eingeleitet werden kann. Um eine kosten- und zeitintensive Graffitientfernung möglichst im Voraus zu vermeiden, sind die Fahrzeuge der S-Bahn Köln vorsorglich mit einer unsichtbaren Beschichtung aus sogenanntem „Tutoprom“ versehen. Neufahrzeuge werden seitens des Fahrzeugherstellers mit verbesserten Oberflächenbeschichtungen ausgeliefert.
Diese Schutzschicht wirkt abweisend auf Graffiti-Farben, die sich nicht mehr in den Fahrzeuglack „einbrennen“ können. So lassen sich die aufgesprühten Schmierereien leichter und umweltfreundlicher mit üblichen Reinigungsmitteln abwaschen. Dadurch, dass die Schäden schneller entfernt werden, sinkt auch die Anfälligkeit. Graffiti-Vandalen sind oft stolz darauf, dass Züge mit ihren Schäden oft über Tage oder Wochen durch die Gegend fahren. Wenn das nicht mehr der Fall ist, verlieren diese leichter die Lust. Besondere „Auszeichnungen“ sind für solche Kriminellen z.B. wenn sie die von ihnen verursachten Schäden im öffentlichen Raum sehen, etwa in Medienveröffentlichungen oder auch in Qualitätsberichten der Aufgabenträger.
Jährlich müssen rund hunderttausend Quadratmeter Graffiti von den Zügen der DB Regio NRW entfernt werden. Kostenpunkt allein für die Reinigung: fast zwei Millionen Euro. Doch nicht nur der intensive Personaleinsatz und die speziellen Reinigungsmittel verursachen Kosten. Hinzu kommen auch die Ausfallzeiten der betroffenen Züge, der Rangieraufwand und mitunter Ersatzteile und Neulackierungen, wenn der Fahrzeuglack nach mehrfachen Graffiti-Schäden nicht mehr zu retten ist. Jährliche Kosten: noch einmal rund drei Millionen Euro. Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern schadet der Wahrnehmung des Verkehrsträgers Schiene erheblich. Das soll sich mit einem modernen Umgang mit Schäden dieser Art ändern – denn nur eine saubere Eisenbahn wird auch als attraktive Alternative zum Auto wahrgenommen.
Siehe auch: Das Eigentum absichern