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DB AG legt Halbjahresbilanz vor

01.08.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche hat die Deutsche Bahn AG ihre Bilanz für das erste Halbjahr 2016 veröffentlicht. Das operative Ergebnis (EBIT bereinigt) erhöhte sich um 117 Millionen Euro oder 13,1 Prozent auf 1,007 Milliarden Euro. Der Umsatz der Deutschen Bahn wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht um 0,2 Prozent auf 20,03 Milliarden Euro. Im SPFV erhöhten sich die Fahrgastzahlen im gleichen Zeitraum um 6,4 Millionen auf den Rekordwert von 66,7 Millionen (+10,6 Prozent).

Der Umsatz hat sich bereits im extrem schlechten Geschäftsjahr 2015 erhöht. Dass der Gewinn dennoch eingebrochen ist, hatte auch mit Sonderabschreibungen zu tun, von denen in der Bilanz für 2015 die Rede ist, welche jedoch nicht konkretisiert wurden. Damals jedoch wurde in der Konzernkommunikation suggeriert, es handele sich um sinkende Einnahmen, was damals bereits nicht der Fall war. Allerdings: Erhöhter Marktdruck im Güter- und Fernverkehr sowie Auftragsverluste und sinkende Gewinnmargen im Regionalverkehr lassen die Aussichten auch für die kommenden Jahre nicht besser werden.

Die DB AG selbst erklärt das höhere Fahrgastaufkommen durch die Eröffnung eines Teilstückes der Neubaustrecke VDE 8.2 in Mitteldeutschland sowie verstärkte Sparpreisaktionen, die Fahrgäste vom Fernbus zurückgeholt haben könnten. Die Tatsache, dass es im ersten Halbjahr 2015 einen sehr langen und eskalierenden GDL-Streik gab, im Folgejahreszeitraum aber nicht, wird nicht erwähnt. Bahnchef Rüdiger Grube: „Ein Jahr nachdem wir einen weitreichenden Umbau unseres Konzerns gestartet haben, können wir heute erfreulicherweise feststellen, dass sich die ersten wirtschaftlichen Erfolge einstellen.“

Brancheninformationen zufolge hat man den Gewinn auch dadurch steigern können, dass abgeschriebene Vermögenswerte, etwa Güterwaggons oder Lokomotiven bei DB Cargo, an Investoren verkauft und zurückgemietet wurden. Dadurch hat man einmalig Gewinne gemacht, muss aber künftig Miete für die Fahrzeuge zahlen. Da sich das Geschäft auch für den Investor lohnen muss, ist in der Regel davon auszugehen, dass die Kosten auf lange Frist höher liegen als die einmaligen Einnahmen. Hier werden die Geschäftsentwicklungen der kommenden Jahre zu berücksichtigen sein.

Nach den Anschlägen von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf von München will man das Sicherheitsengagement intensivieren. „Wir planen, in den nächsten Jahren bei der DB Sicherheit zusätzlich mehrere hundert Mitarbeiter einzustellen sowie deren Ausbildung und Qualifizierung zu verbessern“, so Grube. Die Sicherheitskräfte sollen die Arbeit der Bundespolizei unterstützen. Ob man gerade im SPNV hier auf eigene Kosten mehr Mitarbeiter einstellt oder es nur dann tut, wenn der Aufgabenträger dies entsprechend bestellt, ist nicht bekannt.

Die EVG jedenfalls bewertet die Ankündigung, zusätzlicher Mitarbeiter positiv. Allerdings warnte der Gewerkschaftsvize Klaus-Dieter Hommel davor, „jetzt irgendwelche Personaldienstleister zu beauftragen, statt auf eigene, vor allem aber qualifizierte Mitarbeiter zu setzen.“ Er kritisierte, dass die Deutsche Bahn zunehmend Aufgaben, die von DB Sicherheit wahrgenommen würden, an Dritte vergeben wolle. „Damit muss jetzt Schluss ein“, so Hommel. Doch nicht nur die Sicherheit, auch die Qualität insgesamt soll in den Vordergrund gerückt werden.

Der inländische Eisenbahnmarkt ist mit dem Konzept „Zukunft Bahn“, das während der Planungsperiode auch unter dem Titel „Eisenbahn in Deutschland“ intern vorgestellt wurde, wieder das Zielobjekt der unternehmerischen Tätigkeiten. Rüdiger Grube erklärte, „dass wir mit unserem Programm ‚Zukunft Bahn‘ für unsere Kunden die ersten spürbaren Verbesserungen erreicht haben.“ Der Verkehr auf dem Schienennetz in Deutschland stieg um 2,6 Prozent auf 531,4 (517,9) Millionen Trassenkilometer. Der Anteil der konzernexternen Bahnen erhöhte sich auf 29,8 (27,3) Prozent.

Allerdings verlangt der Bund noch immer eine jährliche Dividende aus dem DB-Konzern, die ohne Zweckbindung in den Bundeshaushalt geht. Hier übt wiederum die EVG schwere Kritik. Gewerkschaftschef Alexander Kirchner: „Die Prioritäten müssen neu gesetzt werden.“ Der Bund müsse auf die Dividende verzichten und im Gegenteil sicherstellen, dass die Infrastruktur auskömmlich finanziert wird. Beispielhaft nannte er, dass 2015 nur etwa 78 Eisenbahnbrücken saniert wurden und das obwohl über tausend davon baufällig seien. Hier müsse sich dringend etwas tun.

Siehe auch: Die nötige Sanierung

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