Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Zugausfälle und Schlechtleistungen in Baden-Württemberg

28.07.16 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

In Baden-Württemberg gab es im Regionalverkehr zuletzt immer wieder Verspätungen, Zugausfälle und Schlechtleistungen. Insbesondere DB Regio ist hier betroffen. Das Unternehmen hat im Ländle (noch) einen deutlich höheren Marktanteil als im bundesweiten Durchschnitt. Darüber hinaus wird ein erheblicher Teil der Eisenbahnleistungen noch immer mit in die Jahre gekommenem Rollmaterial aus Bundesbahn-Beständen erbracht.

Nachdem die Situation in den vergangenen Monaten immer weiter eskaliert hat, hat sich das baden-württembergische Verkehrsminister unter Federführung des Ministers Winfried Hermann (Grüne) und des Aufgabenträgers NV.BW in die Sache eingeschaltet, um kurzfristige Verbesserungen zu realisieren. Noch vor der Sommerpause gab es daher ein Gespräch mit den Geschäftsführern von DB Regio. Ebenfalls zugegen waren Vertreter von Go-Ahead und Abellio.

Die beiden Unternehmen werden in einigen Jahren zahlreiche Leistungen von DB Regio übernehmen und sollen daher bereits jetzt, in der Vorbereitungsphase, in die Eisenbahnpolitik eingebunden werden. Der anstehende Betreiberwechsel ist auch, so heißt es, eine der Ursachen für Motivationsprobleme bei den Mitarbeitern Das Ministerium erwartet im Interesse der Arbeitnehmer, dass Alt- und Neubetreiber schnellstmöglich in einen Informationsaustausch eintreten, um schnell für eine sichere Planung auf allen Seiten zu sorgen.

Denn dadurch werden auch die Betreiberwechsel reibungslos und man hat nicht in den letzten Monaten des Altbetreibers Zugausfälle, weil die Mitarbeiter sich schon anderweitig orientiert und das Unternehmen vor dem Ende des Verkehrsvertrages verlassen haben. Auf der anderen Seite erleichtert es auch die Betriebsaufnahme für den neuen Betreiber, weil man bereits umfassend Personal hat. Das Verkehrsministerium und die NV.BW, sind bereit, Gespräche zwischen Go-Ahead und Abellio einerseits sowie DB Regio und den dortigen Arbeitnehmervertretern andererseits zu unterstützen.

In einer Erklärung heißt es: „Das Verkehrsministerium ist sich seiner sozialen Verantwortung als Aufgabenträger bewusst.“ Man teilt den Eindruck, dass Zugausfälle aus personellen Gründen eine Hauptursache sein können, aber sicher sagen kann man das nicht. Belastbare Zahlen aus jüngster Zeit liegen derzeit nicht vor. Das Problem sind weniger unbesetzte Stellen beim Eisenbahnverkehrsunternehmen, sondern vielmehr kurzfristige Krankmeldungen von Triebfahrzeugführern oder auch betrieblich notwendigen Zugbegleitern – für welche dann kurzfristig kein Ersatz gefunden werden kann.

Aber, so heißt es aus dem Ministerium: „Es ist wahrscheinlich, dass auch zwischen den gehäuft auftretenden Verspätungen und Ausfällen wegen Fahrzeugproblemen zumindest teilweise ein Zusammenhang mit Motivationsproblemen beim Instandhaltungspersonal besteht.“ Allerdings geht es nicht nur um Zugausfälle, sondern auch um weitere Probleme, die nicht einfach mit „die Mitarbeiter laufen weg“ zu erklären sind.

Auch die Pünktlichkeit der Züge ist Gegenstand steter und intensiver Diskussionen der regelmäßigen „Arbeitsgruppe Qualität“, die aus Vertretern von DB Regio, dem Aufgabenträger NV.BW sowie dem Verkehrsministerium besteht Diese dient dazu, sowohl kurzfristige Störungen im Bahnbetrieb als auch langfristige Probleme wie etwa gehäufte Zugausfälle, Verspätungsschwerpunkte, Sperrungen durch Baumaßnahmen und generell Probleme mit der Betriebsqualität zu identifizieren, den dafür verantwortlichen Mitgliedern der Arbeitsgruppe mit Nachdruck zu verdeutlichen und Lösungsansätze z.B. in Form von Arbeitsaufträgen mitzugeben.

Die Landesregierung erwartet von der DB Regio AG, dass sie sich als zuverlässiger Partner erweist, auch dort, wo es zum Ende der Übergangsverträge einen Betreiberwechsel geben wird, und dass sie die nötigen Maßnahmen zur Verbesserung der Personalmotivation einleitet und Anreize setzt. Anreize enthalten auch die Verkehrsverträge: Insbesondere Kriterien wie Pünktlichkeit, Anschlusssicherheit, Fahrgastinformation, Sauberkeit, Sicherheit, etc. werden verkehrsvertraglich vorausgesetzt.

Bei Schlecht- oder Nichtleistung durch das Eisenbahnunternehmen wird der Zuschuss entsprechend um vordefinierte Summen gekürzt werden, sodass etwa ausgefallene Zugleistungen (ein Zug gilt in der Regel vertraglich als ausgefallen, sobald er eine Verspätung von mehr als einer halben Stunde aufweist) auch nicht bezahlt werden.

Siehe auch: Die Rolle des Aufgabenträgers

Kommentare sind geschlossen.