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VRR: Abellio und Keolis sollen S-Bahn fahren

11.07.16 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche gab der VRR bekannt, dass Abellio und Keolis (Eurobahn) ab Dezember 2019 einen Großteil des S-Bahnnetzes fahren sollen. Nach Ablauf der zehn Kalendertage andauernden Einspruchsfrist kann der Zuschlag endgültig und verbindlich erteilt werden. Die Eurobahn soll dabei das kleinere Los 1 betreiben, welches aus den Linien S 1 und S 4 besteht. Dort wird man ET 422 übernehmen, die derzeit noch im Eigentum von DB Regio stehen.

Die Fahrzeuge werden an den VRR verkauft und für die Dauer des Verkehrsvertrags von DB Regio im Auftrag des Aufgabenträgers instandgehalten. Während dieser 15 Jahre sollen die Bahnsteige an allen Stationen auf 76 Zentimeter abgesenkt werden. Alle anderen Linien wird Abellio mit Neufahrzeugen des Herstellers Stadler fahren, die dieser auch im Auftrag des VRR instandhält. Die Linien S 6 und S 11 werden noch bis 2023 von DB Regio gefahren und im Anschluss gemeinsam mit dem benachbarten Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland ausgeschrieben.

Die beiden Mobifair-zertifizerten Arbeitgeber Abellio und Keolis werden nun Mitarbeiter brauchen und ggf. auch von DB Regio übernehmen. VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann: „Den möglichen Personalwechsel werden wir als Aufgabenträger zielgerichtet unterstützen. Auch ohne vertragliche Verpflichtungen werden die Eisenbahnunternehmen die den Zuschlag erhalten, mit dem bisher tätigen Unternehmen über die Übernahmen des Personals verhandeln. Dies haben wir in den Verträgen festgeschrieben und wie auch bereits bei früheren Betreiberwechseln begleitet der VRR den Prozess zwischen den alten und neuen Betreibern.“

Insgesamt zeigt Husmann sich mit dem Vergabeergebnis zufrieden: „Erneut haben sich im Wettbewerbsverfahren erfreulicherweise Anbieter mit wirtschaftlichen und verlässlichen Angeboten durchgesetzt. In Verbindung mit den modernen Fahrzeugen und einer nachfrageorientierten Taktung ist dies ein weiterer Schritt hin zu einem qualitativ hochwertigen und bedarfsgerechten S-Bahn-Verkehr in der Region.“ Die Taktung wird verändert, der bisherige Zwanzig-Minuten-Takt wird größtenteils durch einen Halb- und Viertelstundentakt ersetzt.

Der neue Betreiber Abellio zeigt sich erfreut. Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Abellio GmbH: „Reisen mit dem Zug soll an Rhein und Ruhr durch Abellio wieder Spaß machen. Die beabsichtigte Zuschlagserteilung für das größte Los der S-Bahn Rhein-Ruhr zeigt erneut, dass sich unsere Qualitätsführerschaft in Nordrhein-Westfalen auszahlt. Mit Los B der S-Bahn Rhein-Ruhr baut Abellio seine Präsenz als Wettbewerbsbahn in Deutschland weiter aus. Das ist ganz eindeutig der Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jeden Tag aufs Neue mit beeindruckender Motivation ans Werk gehen. Mit einem einzigen Ziel: dem Fahrgast eine sehr gute Dienstleistung anzubieten.“

Auch Ronald Lünser, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Abellio Rail NRW GmbH blickt der Betriebsaufnahme zuversichtlich entgegen: „Abellio ist in Nordrhein-Westfalen für seine zuverlässige Leistung und herausragenden Service bekannt. Künftig sollen auch die Fahrgäste der S-Bahn Rhein-Ruhr von unserer Servicequalität profitieren. Die neuen Linien in der Metropolregion Rhein-Ruhr sind eine wichtige Ergänzung zu unserem bestehenden Netz. Dies ist für uns eine Herausforderung, die wir mit Freude und großem Engagement angehen werden.“

Auch für Keolis ist es eine große Aufgabe. Geschäftsführer Thomas Görtzen: „Die dicht besiedelte Region Rhein-Ruhr ist modern, offen und ständig in Bewegung – das passt hervorragend zu unserem jungen und dynamischen Unternehmen. Wir treffen genau die Bedürfnissen der Menschen: Unsere Züge bieten den Fahrgästen Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und modernen Komfort, unser Team steht für Menschlichkeit und Service auf hohem Niveau.“

DB Regio jedoch wird zwischen Rhein und Weser in den kommenden Jahren massiv schrumpfen. Die Verantwortung dafür sieht die GDL derweil ausschließlich bei der Unternehmensführung selbst. Gewerkschaftschef Claus Weselsky: „Wer wie die DB lieber einen gigantischen Wasserkopf von Verwaltungsapparat züchtet statt vernünftig Eisenbahn zu betreiben, der darf sich nicht wundern, wenn er eine Leistung nach der anderen verliert. Sowas kommt von sowas.“ Er verwies darauf, dass bei Keolis ein GDL-Tarifvertrag etwa 102 Prozent Bezahlung des DB-Niveaus vereinbare und kündigte baldige Gespräche mit Abellio an.

Siehe auch: Die Nicht-Mehr-Bundesbahn

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