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SCI: Waggons sind im Trend

01.07.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Reisezugwagen trotzen der zunehmenden Bedeutung von modernen Trieb- und Hochgeschwindigkeitszügen im weltweiten Personenfahrzeuggeschäft und werden in konstanten Stückzahlen ausgeliefert. Während China gegen den Trend vergangener Jahre die Produktion für den heimischen Markt drastisch heruntergefahren hat, sind Reisezugwagen in Indien die Zukunft des Bahnverkehrs. Auch in Nordamerika und einigen westeuropäischen Bahnländern sowie Kasach-stan besitzen sie eine Langzeitperspektive.

Reisezugwagen liefern ohnehin bis heute die weltweit größten Beförderungskapazitäten innerhalb der Personenverkehrsflotte. Überdies ist zunehmend das Bestreben erkennbar, das lange angestaubte Image veralteter Wagen abzulegen und das Fahrzeugsegment neu zu positionieren und von der hohen Flexibilität gegenüber starren Triebzugkonzepten (Anpassung der Zuglänge an die Nachfragesituation) weiter zu profitieren. Dies betrifft vor allem die Aspekte Geschwindigkeit, Sicherheit und Qualität.

Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse von SCI Verkehr in ihrer neuen Studie „Passenger Coaches – Global Market Trends“. Der Trend der fortlaufenden Substitution lokbespannter Reisezugwagengarnituren durch moderne Triebzüge ist eine Grundfeste der jüngeren europäischen Eisenbahnentwicklung im Personenverkehr. In Deutschland wurden die letzten Doppeldecker für den SPNV aus dem aktuellen Rahmenvertrag mit dem Hersteller Bombardier im Jahr 2011 abgerufen, seitdem sind alle weiteren Bestellungen als doppelstöckige Elektrotriebzüge ausgeführt.

Anders als in Europa stellen lokbespannte Reisezugwagen vor allem in Asien das verlässliche Rückgrat des Schienenverkehrs dar. Fast achtzig Prozent der zwischen 2011 und 2015 ausgelieferten Wagen, verkehrt nun in den beiden TOP-Märkten China und Indien, was monetär aufgrund der geringen Fahrzeugpreise einem Anteil am Weltmarkt von etwa fünfzig Prozent entspricht. Konträr dazu generieren die Bahnen in den USA, Italien und Österreich etwa zwölf Prozent des weltweiten Marktvolumens mit nur etwa 3,5 Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge.

In Indien, den USA und Kasachstan sind es vor allem die laufenden und geplanten Flottenerneuerungsprogramme, in deren Rahmen im Verlauf der nächsten Jahre die vielfach sehr alten Bestände verjüngt werden sollen. In Indien ist langfristig mit jährlichen Produktionszahlen von bis zu fünftausend Wagen zu rechnen. In den USA plant der Fernverkehrsbetreiber Amtrak langfristig die Inbetriebnahme mehrerer hundert ein- und doppelstöckiger Reisezugwagen.

In Amerika spielt die Eisenbahn im Personenverkehr zwar keine so große Rolle wie in Europa, ist jedoch aufgrund des Marktvolumens ein insgesamt sehr attraktiver Absatzmarkt für die Industrie. Es wird also auch in Zukunft keine Konzentration auf Triebzüge geben. Vor diesem Hintergrund bleibt der Bau von Reisezugwagen ein interessantes Geschäft mit großem Marktvolumen.

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