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Jugendlicher attackiert Fahrgäste mit Axt

21.07.16 (Bayern, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Am späten Montagabend hat ein 17 Jahre alter Jugendlicher aus Afghanistan in einem Regionalzug bei Würzburg mit einer Axt mehrere Fahrgäste angegriffen. 18 Personen wurden verletzt, vier davon schwer. Kurz vor 21.15 Uhr waren bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken mehrere Mitteilungen eingegangen, dass eine männliche Person mehrere Zuginsassen in dem Regionalexpress RB 58130, auf der Fahrt von Treuchtlingen nach Würzburg, angreifen würde.

Nachdem der Zug im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld zum Stillstand gekommen war, flüchtete der Angreifer zunächst zu Fuß. Der Tatverdächtige wurde von den Einsatzkräften im Bereich des Mains lokalisiert. Es handelt sich um einen 17-jährigen Afghanen. Als der Jugendliche die eingesetzten Beamten ebenfalls angriff, wurde er durch mehrere Schüsse aus deren Dienstwaffen getötet. Im Laufe des Dienstags hat sich die Terrororganisation Islamischer Staat aus dem nahen Osten zu der Tat bekannt.

Er lebte seit etwa zwei Wochen bei einer Pflegefamilie. In dessen Zimmer wurde eine selbst gemalte IS-Flagge gefunden. In dem fraglichen Video kommen zudem sprachliche Unterschiede zwischen afghanischen und pakistanischen Dialekten der in beiden Ländern gesprochenen Sprache Pashtu zutage. Für Begriffe wie Selbstmord, Regierungen, Militär, Körper und Muslime verwendet der Täter die pakistanische Variante. Auch seine Aussprache ist nach Einschätzung von Sprachexperten im ZDF pakistanisch und nicht, wie angenommen, afghanisch.

Ob der Täter sich hier radikalisiert hat oder bereits mit einer entsprechenden Geisteshaltung nach Deutschland gekommen ist, ist im Moment ebenfalls noch unklar. Was man aber weiß, ist dass ein Freund des Täters in Afghanistan getötet worden sein soll. Dass er tatsächlich als IS-Schläfer nach Deutschland gekommen war, gilt als unwahrscheinlich. Der dort angegebene Name des Jugendlichen lautet Muhammad Riyadh. In Deutschland hat er allerdings mit afghanischen Papieren einen Asylantrag unter dem Namen Riaz Khan Ahmadzai. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, gehen Ermittler davon aus, dass er unter falschem Namen und mit falschen Papieren eingereist ist, um die Chancen auf einen positiven Asylbescheid zu erhöhen.

Die Deutsche Bahn weist im Zusammenhang mit der Tat darauf hin, dass man bereits seit längerer Zeit die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Polizeien und anderen Sicherheitsbehörden intensiviert habe. Gleichzeitig wurden Mitarbeiter sensibilisiert und geschult sowie die Videotechnik an Bahnhöfen und in Zügen kontinuierlich ausgebaut. Vor wenigen Wochen wurde eine Taskforce Sicherheitstechnik ins Leben gerufen, die mit Hochdruck an Systemen arbeitet, um Kunden und Mitarbeiter noch besser zu schützen.

Die Erkenntnisse aus der Tat in Würzburg werden in die ständige Überprüfung des Sicherheitskonzeptes einfließen. Das Unternehmen verweist darauf, dass es pro Tag rund 40.000 Zugfahrten und über sieben Millionen Fahrgastfahrten in den Zügen auf den Schienen der DB Netz AG gibt. Deswegen, so ein Unternehmenssprecher, könne „trotz aller Anstrengungen niemand verantwortungsvoll eine hundertprozentige Sicherheit im System Bahn garantieren“.

Videotechnik ist für die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) jedoch zu wenig. Sie könne zwar Beweise sichern, aber Kriminalität nicht verhindern. „Wir fordern schon seit langem den verstärkten Einsatz von gut ausgebildetem Sicherheitspersonal“, so der Bundesvorsitzende Alexander Kirchner. Dies sei sicherlich kein Allheilmittel, mache aber deutlich, dass an dem Bestreben nach mehr Sicherheit nicht gespart werde. „Die jetzt notwendige Diskussion über erforderliche und geeignete Maßnahmen werden wir gleichwohl sachlich und mit dem Ziel führen, die Sicherheit der Beschäftigten, wie auch der Reisenden, tatsächlich zu erhöhen“, stellte Kirchner fest.

Er rief auch die Aufgabenträger in die Pflicht: „Es ist ein Unding, dass an dieser Stelle immer noch gespart wird, weil Aufgabenträger Zugleistungen ohne Zugbegleiter bestellen. Wir als EVG wollen, dass auf jedem Zug, der durch Deutschland fährt, mindestens ein Zugbegleiter eingesetzt wird, in kritischen Bereichen fordern wir eine Doppelbesetzung sowie den Einsatz von qualifiziertem Sicherheitspersonal. Das sind die Aufgabenträger ihren Kunden, aber auch ihren Mitarbeitern schuldig.“ Die Gewerkschaft sprach sich für einen runden Tisch aus, dessen Ergebnisse dann alle Bahn- und Busunternehmen bundesweit umsetzen.

Siehe auch: Kriminalität verhindern und aufklären

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