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Fahrgastrekord in München

04.07.16 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Münchener Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) hat im vergangenen Jahr erneut einen Fahrgastrekord verzeichnet. Insgesamt waren 2015 rund 566 Millionen Fahrgäste mit MVG-Verkehrsmitteln unterwegs, rund 11 Millionen (rund zwei Prozent) mehr als 2014 (555 Millionen). Zum Vergleich: Das Wachstum bundesweit im Durchschnitt gegen VDV und Statistisches Bundesamt mit etwa 0,5 Prozent an. Die Zahlen lagen bereits im Januar als Rohdaten vor, mussten jedoch mit weiteren Verbundunternehmen im MVV abgestimmt und bearbeitet werden.

Nun liegen die Details vor: In allen drei Betriebszweigen –U-Bahn, Bus und Tram – verzeichnete die MVG im vergangenen Jahr einen neuen Nachfrage-Rekord. Beim Bus stiegen die Fahrgastzahlen um ca. 3,2 Prozent von 187 auf 193 Millionen. Die U-Bahn hatte rund zwei Prozent mehr Fahrgäste, nämlich 398 statt 390 Millionen. Die Tram schließlich beförderte 119 statt 118 Millionen Kunden, was eine Steigerung um rund 0,8 Prozent bedeutet.

Der überdurchschnittliche Anstieg beim Bus im Jahr 2015 ist vor allem auf umfangreiche Angebotsverbesserungen zurückzuführen. Im Rahmen der Angebotsoffensive 2010 bis 2020 gibt es jedes Jahr im Dezember verlässliche Leistungsausweitungen. So soll langfristige Planungssicherheit auch beim Ausbau des Angebotes gewährleistet werden. Dazu zählten im Dezember 2015 Taktverdichtungen auf mehreren wichtigen Linien, Streckenverlängerungen und auch die Aufwertung des Stadtbus 144 zum Metrobus 59.

Im Ergebnis der Straßenbahn haben die Einschränkungen rund um die letztjährige Großbaustelle am Ostfriedhof ihre Spuren hinterlassen, weswegen der etwas geringere Prozentsatz – nach einem Riesensprung von 2013 auf 2014 – plausibel ist. Die U-Bahn entwickelte sich entsprechend dem MVG-Durchschnitt und spiegelte damit auch das weiter steigende Bevölkerungswachstum wider. Positive Nachfrageeffekte ergaben sich auch durch das Semesterticket. Allerdings waren damit Mindereinnahmen verbunden, die anderweitig zu refinanzieren sind.

MVG-Chef Herbert König: „Die MVG-Fahrgastzahlen legen seit 2004 ununterbrochen zu, und zwar weitaus stärker als im Bundesschnitt. Das ist einerseits auf das massive Wachstum in München und der Region zurückzuführen. Andererseits überzeugen wir unsere Kunden natürlich auch durch ein weiterhin hochattraktives und kontinuierlich ausgeweitetes Angebot. Gleichwohl kann es nicht endlos weiter nach oben gehen, wenn wir nicht in absehbarer Zeit die Kapazitäten auch unserer Infrastruktur erweitern.“

Das alleine jedoch ist zu wenig. König: „Wir beschaffen zwar kontinuierlich mehr und größere Fahrzeuge. So erwarten wir in Kürze weitere Buszüge; die neuen U-Bahnzüge bringen noch mehr Kapazität und ab Ende 2017 kommen größere Trambahnen. Das allein hilft aber nicht mehr weiter, wenn dann bald die Strecken voll sind. Hier ist die Politik gefragt, endlich den Weg für die Tram-Westtangente und die Tram-Nordtangente freizumachen sowie der U9-Spange größtmögliche Priorität zu geben.“

Einen groß angelegten Ausbau wünscht man sich auch bei der Aktion Münchener Fahrgäste. Es gibt drei Pakete über die der Stadtrat am 20. Juli 2016 beschließen soll. Paket A mit dem Namen dringend erforderlich sieht eine Steigerung um 0,68 Prozent vor. Paket B erforderlich 1,58 Prozent, Paket C bedarfsgerecht immerhin 2,02 Prozent. Angesichts der aktuellen Zahlen ist davon auszugehen, dass die Fahrgastzahlen auch in Zukunft massiv steigen.

Verbandssprecher Andreas Nagel: „ Wir wollen ein angemessenes Wachstum bei allen MVV-Verkehrsmitteln und Investitionen in die derzeitige Infrastruktur.“ Dabei sieht er den Erhalt als vorrangig an, um in einer überschaubaren Zeit Verbesserungen zu realisieren: „Nicht Wunschträume einer U-Bahn nach Germering sind gefragt, sondern funktionierende Weichen, Signale und Schrankenanlagen. Und baufällige U-Bahnstationen stehen auch nicht auf der Wunschliste der Fahrgäste.“

Der Fahrgastverband fordert die Wiedereinführung des Zehnminutentaktes während der gesamten Betriebszeit der U-Bahn, Taktverdichtungen um die Fehler der Vergangenheit auszubügeln und eine Verdichtung der Trambahnlinie 17 zur Schwanseestraße. Die Trambahnneubaustrecke nach Zamdorf (S-Bahnhof Berg am Laim) muss mit einer Innenstadtlinie, beispielsweise der Trambahnlinie 20, befahren werden. Gleichzeitig müssen die Tangenten gestärkt werden. Das alles liefe unabhängig von langfristigen Großplanungen.

Siehe auch: München braucht mehr ÖPNV

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