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Die Nicht-Mehr-Bundesbahn

11.07.16 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Damit ist also eine weitere große Vergabeentscheidung gefallen und – jetzt muss man es doch tun – über DB Regio sprechen. Das Unternehmen ist eben nicht „ein Akteur“ auf dem Markt, sondern die alte Bundesbahn und damit der einstige natürliche Betreiber aller Eisenbahnlinien. Der Rhein-Ruhr-Express ist komplett verloren gegangen und auch die S-Bahn wird größtenteils in einigen Jahren von wem anderes gefahren. Auch wenn DB Regio als Instandhalter eines Teils der Flotte an Bord bleiben wird.

Aber es ist ja ganz sicher nicht das unternehmenspolitische Ziel der deutschen Staatseisenbahn, Subunternehmer für andere Verkehrsbetreiber zu sein oder im Hintergrund in den Werkstätten an den Zügen herumzuschrauben. Es wird in den kommenden Jahren groß angelegte Restrukturierungen geben müssen. Zum einen, um den geringen Marktanteil zumindest konsolidieren zu können und zum anderen, um diesen mittelfristig auch wieder zu erhöhen. Erstmal jedoch darf man gespannt sein, wie es wird: Abellio fährt in Zukunft deutlich mehr Leistungen als jetzt, das Unternehmen wächst erheblich.

Während sich die marktrelevante Stellung des Unternehmens noch vor ein paar Jahren ausschließlich über den Gesellschafter (die niederländische Staatseisenbahn) definiert hat, ist Abellio nun deutschlandweit eine relevante Größe im Markt. Erst letzte Woche hat man erneut die Qualitätsführerschaft bestätigt und so wird wohl auch bei der S-Bahn kein Anlass zur Sorge sein. Es werden vernünftige Leistungen erbracht. Anders sieht es bei Keolis aus. Das seit fast sechs Jahren im VRR aktive Unternehmen glänzte bislang durch einen riesigen Fehlstart und hat bis heute erhebliche Qualitätsprobleme.

Doch man ist ja nicht mehr selbst für den Zustand der Züge verantwortlich. Das ist jetzt im kleineren von Keolis befahrenen Los DB Regio und im größeren Los von Abellio Stadler. Das bedeutet allerdings auch, dass zahlreiche Eisenbahner an Rhein und Ruhr ihren Arbeitgeber wechseln. Manch einer wird in anderer Funktion dem DB-Konzern erhalten bleiben, einige nutzen vielleicht auch die Chance, um sich innerhalb einer NE-Bahn beruflich zu verändern und viele werden von DB Regio zu Abellio oder Keolis wechseln.

Zuerst: Beide haben gültige Tarifverträge mit anerkannten Gewerkschaften. Darüber hinaus hat der Verein Mobifair beide mit einem Sozialzertifikat prämiert und somit bescheinigt, dass es sich um besonders vorbildliche Arbeitgeber handelt. Es ist auch richtig, dass der VRR als Aufgabenträger Gespräche zwischen den beteiligten Unternehmen moderiert und dort vermittelt. Zugausfälle kurz vor dem entscheidenden Fahrplanwechsel, weil Mitarbeiter sich beruflich umorientieren und der alte Betreiber Personal verliert, sind im Interesse aller zu vermeiden.

Aber bereits beim Rhein-Ruhr-Express gibt es Vereinbarungen dieser Art. Für all die brauchte man im übrigen keine gesetzliche Pflicht. Denn eins steht fest: Auch in Zukunft muss der neue Betreiber entscheiden, wie viele Mitarbeiter man im Unternehmen hat und ggf. auch erkennbar ungeeignete Personen ablehnen können. Die Qualität des Gesamtproduktes ist entscheidend.

Siehe auch: VRR: Abellio und Keolis sollen S-Bahn fahren

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