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Teilverkäufe von Schenker und Arriva

09.05.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn will sich, natürlich nur wenn man einen angemessenen Preis am Markt erzielen kann, von Minderheitsbeteiligungen ihrer Tochtergesellschaften DB Arriva und DB Schenker trennen. Am vergangenen Mittwoch hat der Aufsichtsrat den Vorstand beauftragt, ein konkretes Umsetzungskonzept für eine Minderheitsbeteiligung Dritter an den beiden Tochtergesellschaften zu erstellen. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst dieses Jahres fallen.

Damit wollen Aufsichtsrat und Vorstand das aktuell laufende Programm Zukunft Bahn finanziell absichern und die Entwicklung von DB Arriva und DB Schenker fortführen. Hintergrund ist die hohe Verschuldung des Konzerns, die aktuell bei rund 16 Milliarden Euro liegt und in den kommenden Jahren aufgrund der notwendigen Investitionen weiter zu steigen droht. Bis 2020 – so war jüngst die Rede in Medienberichten – könnte der Schuldenstand sogar auf zwanzig Milliarden Euro anwachsen.

Die Verkaufserlöse sollen zur Tilgung genutzt werden. Utz-Hellmuth Felcht, Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns: „Wenn wir nicht gegensteuern, wird die Verschuldung des Konzerns bis zum Jahr 2020 deutlich steigen. Die Kapitalbeteiligung Dritter begrenzt die Verschuldung und schafft finanziellen Spielraum, um die Qualitäts- und Investitionsoffensive in Deutschland fortzuführen.“ Von 2016 bis 2020 entfallen von den rund 55 Milliarden Euro Brutto-Investitionen des DB-Konzerns rund 50 Milliarden Euro und somit 90 Prozent auf die Eisenbahn in Deutschland.

Von den Gesamtinvestitionen müssen 20 Milliarden Euro aus eigener Kraft finanziert werden. Inwieweit hier allerdings andere Zuwendungen der öffentlichen Hand, etwa von den Ländern oder aus unterschiedlichen Bundesprogrammen enthalten sind, ist nicht bekannt. Bei der öffentlichen Kommunikation gerade von Investitionen im Infrastrukturbereich wird immer wieder suggeriert, dass der Bund und das Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG gemeinsame Kassen hätten.

Ebenso unbekannt ist die Frage, wie viel Geld in Rollmaterial und wie viel in die Infrastruktur fließt. Bei der Anschaffung neuer Züge verzichtete der DB-Konzern zuletzt immer wieder auf Investitionshilfen durch die Aufgabenträger. Allerdings gab es hier in Baden-Württemberg, mutmaßlich auch vor dem Hintergrund des hohen Schuldenstandes, eine Kehrtwende. DB-Vorstandsvorsitzender Rüdiger Grube: „Ausdrücklicher Wille ist es, dass DB Arriva und DB Schenker auch in Zukunft in der DB-Bilanz voll konsolidiert werden.“

Im Zuge des Konzernumbaus entschied der Aufsichtsrat, dass die zweistöckige Holdingstruktur von Deutsche Bahn AG und DB Mobility Logistics AG aufgelöst wird. Die DB ML AG verschmilzt mit der DB AG. Stichtag in der Handelsbilanz ist rückwirkend der 1. Januar 2016. Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass ein im Jahr 2008 aufgrund der Finanzkrise nicht umgesetzter Börsengang der DB ML AG bereits seit einigen Jahren nicht mehr angestrebt wird.

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