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SSB: Barrierefreier Ausbau in Stuttgart

04.05.16 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Ein- und Aussteiger der unterirdischen Haltestelle Österreicher Platz der Stadtbahn Stuttgart können sich freuen: Seit letzter Woche ist nun auch der zweite und letzte der beiden Aufzüge in Betrieb, welche die Bahnsteige mit der Oberfläche verbinden. Damit sind die Bahnsteige nunmehr in beiden Fahrtrichtungen barrierefrei angebunden und die über lange Zeit gesperrten Wegebeziehungen wieder zugänglich.

Den Aufzug für den Bahnsteig stadtauswärts hat die SSB bereits am 1. Februar 2016 eröffnet. Dieser Aufzug verbindet Bahnsteigebene und Verteilerebene (B-14-Unterführung). Hingegen hat die Arbeit am anderen Aufzug, dem auf dem stadteinwärtigen Bahnsteig bis jetzt gedauert. Das hat mit der damals gewählten Baukonstruktion der Haltestellendecke zu tun. Die Stadtbahnhaltestelle wird von 16 Meter langen Spannbetonträgern überspannt, die die Verkehrslasten aus den darüberliegenden Fahrspuren der Bundesstraße 14 und den Seitenfahrbahnen aufnehmen und in die Seitenwände der Haltestelle abtragen.

Für den zweiten Aufzug musste eine Öffnung in dieser vorgespannten Stahlbetondecke hergestellt werden. Dafür mussten vier Spannbetonträger gekürzt und neu aufgelagert werden. An jedem Träger wurden hierzu die alten Spannglieder neu endverankert und anschließend gekürzt. Dieses Bauverfahren wurde bisher noch nicht durchgeführt und ist eine bautechnische Pionierleistung. Gemeinsam mit der Universität Stuttgart wurden im Vorfeld Untersuchungen und Modellversuche durchgeführt und das System der neuen Endverankerung entwickelt.

Das Verkürzen bedurfte vieler kleiner Einzelschritte, denn diese Träger konnten nicht einfach abgesägt werden. Die ursprüngliche Vorspannkraft musste auf rund die halbe Kraft reduziert werden, aber jeder Träger musste immer unter Spannung bleiben. Pro Träger waren rund zehn Arbeitsschritte erforderlich. Dies nahm zwei Drittel der gesamten Bauzeit in Anspruch, bedingt durch begleitende Versuche der Universität Stuttgart, dann durch die jeweiligen Aushärtezeiten und die so genannten, ständig neu auftretenden Lastumlagerungszustände.

Zum Leidwesen der Stadtbahngäste mussten dazu die beiden Ausgänge der Bahnsteige Richtung Paulinenstraße über die ganze Bauzeit gesperrt werden. Die aufwendigen Arbeiten wurden hauptsächlich innerhalb des abgesperrten Baubereiches durchgeführt, weshalb für Passanten und Autofahrer keine stetigen Aktivitäten an der Oberfläche oder am Bahnsteig erkennbar waren. Die Baustelle erweckte daher über viele Monate nur scheinbar den Eindruck, dass hier nicht gearbeitet wurde.

Diese Baumaßnahme markiert einen Meilenstein im Haltestellenbau der SSB: Das Nachrüstungsprogramm des städtischen Nahverkehrsunternehmens ist, was die Barrierefreiheit bei unterirdischen Haltestellen angeht, damit abgeschlossen. Damit erfüllen die SSB die Vorgaben im Hinblick auf die Barrierefreiheit schon heute. Personen mit eingeschränkter Mobilität können ohne Hilfe ein- und aussteigen.

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