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Keine Geldscheine sind inakzeptabel

04.05.16 (go.Rheinland, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Zeiten, dass Fahrscheinautomaten nur Hartgeld annehmen, sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Es mag zwar den Klischees über vermeintliche oder tatsächliche Gutsherrenmentalität bei einigen kommunalen Verkehrsunternehmen entsprechen, wenn diese mit einer desolaten Vertriebsinfrastruktur potentielle Kunden vergraulen.

Dass ein Automat damit auch im Jahr 2016 und langfristig in der Zukunft nur Hartgeld annimmt und die Münzannahme verweigert hat mit den Ansprüchen, die moderne Dienstleistungsunternehmen haben sollten, nichts mehr zu tun. Im Gegenteil. Natürlich ist es schön, dass alle möglichen Formen von elektronischer Bezahlung und Plastikgeld angenommen werden.

Doch wenn man sich einmal auch über die deutschen Grenzen hinaus orientiert und guckt, was so los ist, dann stellt man fest, dass man hier keinesfalls der große Pionier ist. Allerhöchstens bringt man bei der KVB hier eine Serviceleistung, die etwa in Polen oder Großbritannien schon lange gang und gäbe sind. Wobei es undenkbar wäre, dass dort Geldscheine nicht genommen würden.

Vor einigen Jahren hat die Düsseldorfer Rheinbahn einen Prozess verloren. Ein vermeintlicher Schwarzfahrer wollte seinen Fahrschein mit einem Schein bezahlen, der Automat nahm jedoch nur Münzen an. Die Argumentation der Rheinbahn, dass das jeder in der Landeshauptstadt zu wissen habe und dass man sich eben Hartgeld besorgen solle, wenn man gedenkt, mit der Tram zu fahren, haben die Richter in der ersten und in der zweiten Instanz verworfen. In Köln sind ähnliche Gerichtsentscheide nun vorprogrammiert.

Im SPNV wären Vertriebsautomaten, die nur Hartgeld annehmen undenkbar. Und auch wenn es niemand hören will, aber das hat etwas mit den unterschiedlichen Strukturen zu tun: Es liegt daran, dass im SPNV für alle Beteiligten ein hoher Marktdruck vorhanden ist und dass mit den Aufgabenträgern zudem Instanzen vorhanden sind, die die Qualität vorgeben und kontrollieren.

Das alles gibt es, trotz formaler kommunaler Aufgabenträgerschaft, im Stadtverkehr nicht. Deswegen ist die Qualität im kommunalen Bereich auch niedriger als im marktwirtschaftlich gestalteten Eisenbahnverkehr. Dabei fangen die Vertriebsausschreibungen im SPNV ja gerade erst an. Jüngst hat der Rhein-Main-Verkehrsverbund hier eine langfristige Vergabe auf den Weg gebracht und andere Aufgabenträger werden folgen.

Selbstverständlich kann man da als Vorgabe in die Verdingungsunterlagen setzen, wonach Banknoten nicht nur angenommen, sondern auch als Wechsel ausgegeben werden müssen. Und ja, auch das ist bei zahlreichen deutschen Verkehrsunternehmen inzwischen an der Tagesordnung.

Nur: Ganz so konkurrenzlos ist die KVB, zumindest an den großen Knotenbahnhöfen auf Kölner Stadtgebiet nicht: Dann geht man z.B. am Hauptbahnhof eben eine Etage höher und kauft sich seinen Fahrschein über DB Vertrieb oder auch bei Trans-Regio. Oder so jemand fährt gleich mit dem Auto. Denn auch wenn das auf Kölner Stadtgebiet ganz sicher nicht spaßig ist, von der KVB wie ein Krimineller behandelt zu werden schreckt dauerhaft vom ÖPNV ab!

Siehe auch: KVB testen neue Fahrscheinautomaten

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