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VRS und NVR: Rückblick auf 2015

07.04.16 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg konnte im Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 einen Fahrgastzuwachs von rund 0,9 Prozent verbuchen. Das entspricht in etwa dem doppelten dessen, was VDV und Statistisches Bundesamt als deutschlandweiten Durchschnitt angegeben. Insgesamt gab es 536,8 Millionen Fahrgastfahrten, rund 4,8 Millionen mehr als 2014. Das Fahrtenplus spiegelt sich auch auf der Einnahmeseite wider: Die 27 Verkehrsunternehmen im VRS erwirtschafteten 2015 insgesamt 639 Millionen Euro. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 29,1 Millionen Euro (+ 4,77 Prozent).

Ein Teil der Steigerung hat mit der Tarifintegration für Fahrten nach Aachen zu tun. Hierfür hat man die Preisstufen 6 und 7 eingeführt, so dass man nun von Köln oder Bonn bis Aachen im VRS-Tarif fahren kann. Fahrten dieser Art wurden bis Ende 2014 im NRW-Tarif abgerechnet und fallen nun dem Verkehrsverbund allein zu. Um diesen Sondereffekt bereinigt, hat man ein Plus von etwa 0,7 Prozent. Erstmals seit Jahren ist dabei wieder die Nachfrage im Bartarif gestiegen, also Einzel- und Mehrfahrtentickets. Eine besondere Steigerung gab es bei den Sozialtickets, hier stieg die Zahl der Fahrten um etwa 15 Prozent.

Da die hier absolvierten zusätzlichen Fahrten wegen der dortigen Steigerung nicht aus dem Bartarif kommen können, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um Asylbewerber handelt, die 2014 einfach noch nicht im Land waren und daher auch als ÖPNV-Kunden neu sind. Ein weniger erfreulicher Punkt ist der ruckläufige Schüler- und Ausbildungsverkehr. Dieser spiegelt die gesamte demographische Entwicklung im Verbundraum wider. Die Zahl der Schüler und Auszubildenden sinkt, einzig die Städte Köln und Bonn bilden hier eine Ausnahme.

Auch hier spielt die aktuelle Asylfrage eine Rolle: Denn die Tendenzen der Bevölkerungsentwicklung könnten sich mit einer hohen Zahl von Asylberechtigten möglicherweise ändern. Hier wird es im wesentlichen auf die Frage ankommen, ob die Menschen in den Ballungsräumen verbleiben, oder ob sie in Städte und Kreise ziehen, die stark schrumpfende Einwohner- und Schülerzahlen haben. Solange die Registrierung und Anmeldung von Asylbewerbern so chaotisch und ungeordnet ablaufen wie momentan und die Bearbeitung von Asylanträgen vielfach ein Jahr und länger in Anspruch nimmt, lässt sich hier jedoch noch keine verbindliche Aussage treffen.

Infolge dessen bleibt abzuwarten, welche verkehrspolitischen Auswirkungen die Situation hat und wie man darauf reagiert. Ein weiteres großes Thema war erneut die Qualität im SPNV. Die Pünktlichkeitsdaten haben sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. Während die Züge 2014 im Durchschnitt über alle Fahrten des NVR-Leistungsangebots eine Verspätung von 1,7 Minuten aufwiesen, stieg dieser Wert im Jahr 2015 auf 1,9 Minuten an. Bei Betrachtung der einzelnen Kalendermonate wird deutlich, dass sich der Anstieg der Verspätungen nicht auf einzelne Monate beschränkt.

Eine geringfügige Verbesserung gegenüber 2014 ist nur in den Monaten Juni, Juli, September und Dezember zu verzeichnen. „Das System ist an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Wir benötigen dringend Investitionen für eine verbesserte Infrastruktur – allen voran den Ausbau des Bahnknotens Köln. Dann wird der Nahverkehr in der Region auch wieder pünktlicher und zuverlässiger – und die Kunden zufriedener“, so NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober.

Bei der Betrachtung nach Produktgruppen ergeben sich für die Entwicklung der Pünktlichkeit große Unterschiede. Während sich die Pünktlichkeit bei Regionalexpress- und Regionalbahn-Zügen seit 2013 stetig verschlechtert, verzeichnen die S-Bahnen eine positive Entwicklung. Der SPNV ist nach wie vor von überfüllten Gleisen betroffen, im S-Bahnbereich konnte man – etwa auf der Linie S6 – durch die Ablösung stark veralteter x-Wagen durch moderne Triebzüge die Zuverlässigkeit erhöhen: Verspätungen können leichter herausgefahren werden und die Betriebsstabilität wird robuster.

Nicht erst seit Silvester ist das Thema Sicherheit im ÖPNV ebenfalls auf der Agenda: Ziel ist es, bei künftigen Vergaben in den Abendstunden bis zu 200 Prozent Bestreifungsquote einzuführen – also zwei Personen in einem Zug. Darüber hinaus wurde bereits erstmals an Karneval eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsdiensten verschiedener Verkehrsunternehmen vollzogen – ein Trend, den man künftig weiter verfolgen will.

Siehe auch: Die Asylkrise in der Verkehrspolitik

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