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VMS: Elektronetz Mittelsachsen vor dem Start

25.04.16 (Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Freistaat Sachsen steht das vom Verkehrsverbund Mittelsachsen vergebene Elektronetz vor der Betriebsaufnahme. Die Vergabe war deshalb von überregionalem Interesse, weil es erstmals überhaupt eine Trennung zwischen Betrieb und Instandhaltung gibt. Ursprünglich wollte der Aufgabenträger den Hersteller verpflichten, für den Fall dass er mit der Instandhaltung ein Verkehrsunternehmen als Subunternehmer beauftragt, dieses anzugeben.

Dieser Subunternehmer wäre dann von der Vergabe der Betriebsleistungen ausgeschlossen worden. Gegen diese Klausel hat DB Regio vor der Vergabekammer erfolgreich Rechtsmittel eingelegt. Allerdings: Alstom wird die Züge liefern und selbst die Instandhaltung durchführen. Transdev wird den Verkehr durchführen, nachdem DB Regio von der Abgabe eines Angebotes abgesehen hat. Man sah sich aufgrund der Vergabekonstellation chancenlos.

Der jetzt beginnende Verkehrsvertrag läuft über 15 Jahre und endet im Dezember 2030. Er besteht aus rund 5,8 Millionen Zugkilometern im Jahr. Gefahren werden die Linie RE 3 (Dresden-Hof), RB 30 (Dresden-Zwickau) und RB 45 (Chemnitz-Elsterwerda). In etwa 63 Prozent der Leistungen werden durch den VMS verantwortet. !9 Prozent liegen beim VVO, 15 Prozent beim VVV. Rund drei Prozent werden durch die BEG aus Bayern und etwa ein Prozent durch den VBB verantwortet.

Mit Betriebsaufnahme des EMS am 12. Juni 2016 wird das Angebot auf der Sachsen-Franken-Magistrale zwischen Dresden und Hof verbessert. Auf den Linien RE 3 und RB 30 werden die neuen elektrischen Triebzüge vom Typ Coradia Continental als Dreiteiler bzw. Fünfteiler in Einfach- bzw. Doppeltraktion zum Einsatz gelangen und insbesondere zu den verkehrsstarken Zeiten der Nachfrage entsprechende Sitzplatzkapazitäten ermöglichen. Der ZVMS hat am 26. März 2014 den Zuschlag für die Herstellung und Instandhaltung von 29 Schienenfahrzeugen, die ab Juni 2016 im Elektronetz Mittelsachsen unterwegs sein werden, an die Firma Alstom Transport GmbH erteilt.

Bestellt wurden 29 Elektrotriebzüge vom Typ Coradia Continental in zwei Größenklassen mit rund 140 und 240 Sitzplätzen einschließlich deren Instandhaltung über 16,5 Jahre. Auf den Linien des Elektronetzes Mittelsachsen werden ab 12. Juni 2016 13 Fahrzeuge vom Typ ET150 mit ca. 140 Sitzplätzen und 16 Fahrzeuge Typ ET250 mit etwa 240 Sitzplätzen eingesetzt.

Nachdem das Eisenbahn-Bundesamt am 18. März 2016 die Inbetriebnahmegenehmigung für die Fahrzeuge erteilt hatte, wurden am 23. März 2016 in Salzgitter planmäßig die ersten 16 Neufahrzeuge des Typs Coradia Continental von der Alstom Transport Deutschland GmbH an den VMS als Aufgabenträger und unmittelbar an die BOB als zukünftigen Betreiber übergeben. Bis zum 27. Mai 2016 wird die laufende Auslieferung die restlichen Fahrzeuge vom Hersteller an VMS und BOB abgeschlossen.

Das Projekt Fahrzeugpool für das Elektronetz Mittelsachsen hat einen Auftragswert von 144,6 Millionen Euro. Zur Finanzierung wurden ein Kredit, Eigenmittel des ZVMS sowie eine Zuwendung in Höhe von 10 Millionen durch den Freistaat Sachsen eingesetzt. Die Tilgung des Kredites erfolgt aus laufenden Regionalisierungsgeldern. Die besondere Wirtschaftlichkeit des Projektes resultiert daraus, dass die Fahrzeuge nicht nur über die Laufzeit eines Vertrages, sondern über den gesamten Lebenszyklus eingesetzt werden.

Nach dem Ende der ersten Vertragsperiode werden die Verkehrsleistungen neu vergeben. Transdev kann sich dann erneut bewerben, aber auch andere Betreiber erhalten eine Chance. Auch DB Regio könnte dann die Linien zurückgewinnen. Die Wartung und Instandhaltung der Triebzüge aus dem Fahrzeugpool erfolgt durch die Herstellerfirma Alstom in einem neuen Eisenbahnbetriebshof in Chemnitz, für die am 13. Juli 2015 der erste Baggerstich erfolgte. Der durch den Neubau aufgewertete Standort ist das Vorfeld des Chemnitzer Hauptbahnhofes.

Der VMS investiert zur langfristigen Sicherstellung der Fahrzeuginstandhaltung 20,35 Millionen Euro, was die Kosten für den Auftrag von Alstom senkt. Es entstehen ein Werkstattgebäude inklusive eines zweigeschossigen Funktionsanbaus, einer Wartungs- und Reparaturhalle, sowie eines separaten Hallenanbaus für die Radsatzbearbeitung, eine Unterflurreinigungsanlage im Außenbereich, Übergabegleise sowie Anschlussgleise zur Anbindung an das Streckennetz. Die Wartung erfolgt somit von einem zentralen Netzpunkt aus.

Siehe auch: Herstellerwartung: Es geht los

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