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Studie zu Zwangsarbeit bei der DDR-Bahn

27.04.16 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Bahnchef Rüdiger Grube hat letzte Woche gemeinsam mit den Autoren die Studie „Die Reichsbahn und der Strafvollzug in der DDR“ vorgestellt. Sie geht der Frage nach, welche Rolle die DDR-Reichsbahn zwischen 1949 und 1990 bei Zwangsarbeit politischer Gefangener in der DDR hatte.

Grube: „Hier wurden Menschen unter teilweise haarsträubenden Haftbedingungen ausgebeutet, um die Planvorgaben zu erfüllen. Dies ist ein Unrecht, das von uns, der heutigen Deutschen Bahn AG, benannt und nicht vergessen wird.“ Da es bisher noch keine historische Untersuchung zur Rolle der Reichsbahn im Strafvollzug der DDR gab, hatte die Deutsche Bahn AG im Sommer 2014 die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte mit der Studie beauftragt.

Gemeinsam haben Christopher Kopper, Jan Henrik Peters und Susanne Kill dafür vor allem Akten des Strafvollzugs der DDR und der Reichsbahnverwaltungen gesichtet. Dabei wurde deutlich, wie Christopher Kopper feststellte, dass „die Reichsbahn von Beginn an sehr an der Arbeitskraft der Häftlinge interessiert war. Sie kümmerte sich aber wenig um humane Arbeitsbedingungen im Strafvollzug selbst.“

Bis Ende der 1960er Jahre wurden Häftlinge vor allem im Gleisbau beschäftigt. Ab den 1970er Jahren unterhielt das Reichsbahnausbesserungswerk Potsdam in der berüchtigten Strafanstalt Brandenburg-Görden ein eigenes Werk zur Ausbesserung und Demontage von Güterwagen.

Insgesamt waren es im Jahresdurchschnitt selten mehr als 500 Häftlinge, die für die Reichsbahn arbeiten mussten. Sowohl der Strafvollzug als auch das Ministerium für Verkehr planten mit einer festen Anzahl von Häftlingen, die ein billiges Reservoir an Arbeitskräften waren, das der Planwirtschaft zur Verfügung stand.

Wie viele der politischen Gefangenen für die DDR-Reichsbahn arbeiteten, ließ sich nicht feststellen. Umso wichtiger war die Befragung von Zeitzeugen, die vom Haftalltag, dem mangelnden Arbeitsschutz und auch den Häftlingstransporten berichten. Die Transporte wurden als besonders demütigend und quälend empfunden.

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