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HEAG mobilo: E-Bussystem ist machbar

29.03.16 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die HEAG mobilo aus Darmstadt hat sich seit November intensiv mit der Frage befasst, wie man die innerstädtischen Buslinien F, H, K, L und R bis 2025, also in einem Zeitraum von unter zehn Jahren, komplett auf elektrische Traktion umstellen kann. Dafür wurde die Machbarkeitsstudie E-Bus Förderung Darmstadt ins Leben gerufen, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Die Studie, die von der HEAG mobilo in Zusammenarbeit mit VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH (VCDB) erstellt und vom Land Hessen gefördert wurde, empfiehlt den Einsatz von Opportunity-Charging-Batteriebussen, so genannten Gelegenheitsladern, die jeweils an den Wendepunkten der Linien über einen Stromabnehmer Energie tanken.

„Mit einem solchen System könnten wir die fünf innerstädtischen Buslinien elektrisch betreiben“, so HEAG mobilo-Geschäftsführer Michael Dirmeier. In der Sys-temuntersuchung habe sich das Opportunity Charging als das für Darmstadt am besten geeignete Antriebskonzept herausgestellt, denn je nach Strecken- und Einsatzcharakteristik werden hier Batteriekapazität und Nachladeleistung genau auf die betrieblichen Erfordernisse abgestimmt: „Dadurch ist die Batterie im Fahrzeug nur so groß, wie wir sie für den jeweiligen Linieneinsatz benötigen. Das bedeutet im Vergleich zu einem Übernacht-Ladesystem mehr Fahrgastkapazität“, stellt Dirmeier heraus.

Auch die Wiederaufnahme des klassischen O-Bus-Konzepts mit Oberleitung, das es von 1944 bis 1963 bei der HEAG schon mal gab, wurde in die Systembetrachtung einbezogen, aber wegen der hohen Kosten für die Fahrleitung sowie der Auswirkungen auf das Stadtbild verworfen. Unterschiedliche Systeme zu realisieren erscheint den Studienergebnissen nach wenig sinnvoll: Um die Busse möglichst flexibel und wirtschaftlich einsetzen zu können, sollten Antriebskonzept und Energiezuführung bei der gesamten Flotte einheitlich sein.

Als Standorte für die Schnellladestationen, an denen die Busse ihre Batterie aufladen können, sind die Haltestellen Pankratiusstraße, Heinheimer Straße, Alfred-Messel-Weg, Oberwaldhausstraße, TU-Lichtwiese/Mensa und Anne-Frank-Straße vorgesehen. Dabei ist es durchaus denkbar, die Schnellladestationen der Busse auch als Stromtankstellen für Autos zu nutzen. „Das werden wir gemeinsam mit der Entega untersuchen“, so Dirmeier. Eine weitere Ladestation wäre auf dem Betriebshof Böllenfalltor erforderlich, in der Nähe der Heimspielstätte der Lilien.

Hier würden die Fahrzeuge mit geringerer Ladeleistung für den nächsten Betriebstag über Nacht nachgeladen. Derzeit benötigt die HEAG mobiBus 22 Busse für den Betrieb der Linien. Zusammen bringen sie es pro Jahr auf eine Linienleistung von 1,7 Millionen Fahrzeugkilometern. Man geht davon aus, pro Jahr rund 1.200 Tonnen CO2 weniger auszustoßen und den Verkehrslärm zu senken. Für 16 Betriebsjahre müssten etwa 18,2 Millionen Euro investiert werden, wovon ein nicht geringer Teil von Bund und Land per Förderung zu tragen wäre.

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