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Die Bahn wird bunt

07.03.16 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn man mit Leuten von DB Regio spricht, dann erzählen die mitunter, dass so manch einem sich beschwerenden Fahrgast bis heute nicht klar ist, dass „die Bundesbahn“ längst nicht mehr alles fährt. Aber der Alltag im deutschen Eisenbahnwesen ist eine bunte Betreibervielfalt inklusive der Tatsache, dass es dem Nutzer egal ist, ob sein Zug verkehrsrot, blau, gelb-weiß oder schwarz-silbern ist.

Wichtig ist einzig und allein, dass die Züge zuverlässig in der vom Aufgabenträger bestellten Kapazität fahren und dass Anschlüsse funktionieren. Hier ist mit Sicherheit auch in Zukunft eine Koordination zwischen den Leitstellen erforderlich. Beispiel Siegen: Wo es früher durchgehende Züge aus Hessen nach Köln gab, ist nun ein sehr kurzer Anschluss mit Umsteigezwang erforderlich, da die Aufgabenträger sich bei der Neuvergabe nicht mehr auf ein gemeinsames Konzept einigen konnten.

Wenn wenige Minuten Verspätung dann zu geplatzten Anschlüssen und Fahrzeitverlängerungen von einer oder gar zwei Stunden führen, dann ist das ein nicht akzeptables Problem. Die Tatsache, dass der eine Zug von der Hessischen Landesbahn und der andere von DB Regio gefahren wird, ist als Begründung für fehlende Kommunikation inakzeptabel.

Natürlich wird es immer wieder die Frage geben, welchen Nutzen es eigentlich bringt, alle paar Jahre ein anderes Unternehmen mit dem Betrieb bestimmter Zugleistungen zu beauftragen. Die Antwort: Gegenseitiger Wettbewerb und hoher Marktdruck sorgen dafür, dass die Qualität besser wird und der Zuschussbedarf sinkt. Wenn man allein in Nordrhein-Westfalen die Ausschreibungserfolge der letzten Jahre betrachtet, so erkennt man eine massive Qualitätssteigerung und stark gesunkene Zuschüsse.

Die alte Bundesbahn wäre weder willens noch in der Lage gewesen, ihre verkrusteten Strukturen so stark aufzubrechen, dass die Qualität des heutigen SPNV jemals erreicht worden wäre. Aufgabenträger, die die Leistungen planen und vergeben stellen im Rahmen von Controllingmechanismen sicher, dass die Betreiber ein ökonomisches Eigeninteresse an guten Leistungen haben. Die Tatsache, dass auch andere Unternehmen die eigenen Aufträge übernehmen können sorgt für den notwendigen Druck, den Job ordentlich zu machen.

Man stelle sich mal vor, in welcher Stellung ein Aufgabenträger der Monopol-Bundesbahn gegenüber gestanden hätte! Dabei gibt es ja bis heute Aufgabenträger, denen man an ihrer Art der Vergabe anmerkt, dass sie am liebsten eine Art Subventionsbewilligungsstelle für die Bundesbahn wäre.

Die Wahrnehmung einer solchen Bundesbahn hat in der Vergangenheit auch DB Regio genutzt. Wenn man politisch gegen Ausschreibungsbedingungen vorgehen wollte, hat man nicht selten mit der Angst von Politikern gespielt, dass ein Verkehrsverbund die Bundesbahn vergraulen würde und man den Eisenbahnverkehr einstellen müsse. Es wird Zeit, das auch in der breiten Öffentlichkeit zu überwinden. Die Eisenbahn wird bunt, sie ist bunt. Es gibt viele Betreiber und hohe Qualität. Die Schiene ist ein ernsthafter Verkehrsträger und das ist ein politischer Erfolg der Eisenbahnreform.

Siehe auch: BAG SPNV legt Marktbericht vor

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