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Wiener Linien feiern erfolgreiches Jahr

01.02.16 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Im abgelaufenen Jahr haben die Wiener Linien verschiedene Rekorde geknackt. Der ÖPNV in der Donaumetropole ist nicht nur qualitativ und quantitativ hochwertig, sondern wird auch gut angenommen. Der Anteil öffentlicher Verkehrsmittel am Modal Split ist höher als der des Autos. Insgesamt wurden 700.000 Jahreskarten verkauft (2014 waren es noch 650.000, 2005 waren es 303.000) und es wurden 939,1 Millionen Fahrgastfahrten gezählt.

Zum Vergleich: Die gesamte Bundesrepublik Deutschland kommt auf rund zehn Milliarden. „Diese außergewöhnlichen Zahlen sind Folge des konsequenten Ausbaus des öffentlichen Verkehrs, den die Stadt Wien seit Jahrzehnten forciert. Heute gibt es in Wien erstmals mehr Jahreskarten als zugelassene Autos. Diesen Weg gehen wir weiter, indem wir das Netz weiter ausbauen und modernisieren. Allein 2016 investieren wir 515 Millionen Euro in die weitere Verbesserung des Öffi-Angebots“, so Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Während man sich in Deutschland stets mit hohen absoluten Zahlen rühmt und den Modal Split verschweigt, geht man in Wien mit dem Thema offensiver um: Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modal Split liegt weiterhin bei 39 Prozent und damit deutlich vor dem Autoverkehr (27 Prozent).

„Wir hatten 2015 hundert Millionen Fahrgäste mehr als noch 2010. Unser Ziel bis 2020 bleibt die Marke von einer Milliarde Fahrgästen sowie ein Modal-Split-Anteil von 40 Prozent“, so Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien. Auch im europäischen Hauptstadtvergleich liegt Wien damit an der Spitze. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) weist zudem darauf hin, dass es in der Stadt Wien mehr Jahreskarten als zugelassene Autos gibt. Der VCÖ ist erfreut, dass die Wiener insgesamt 73 Prozent ihrer Alltagswege mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, im Jahr 2005 waren es 65 Prozent und im Jahr 2010 69 Prozent.

„Das Auto hat für die Mobilität in Wien stark an Bedeutung verloren, die anderen Mobilitätsformen werden wichtiger. Der umweltfreundlichen Mobilität wird aber noch immer vergleichsweise wenig Platz eingeräumt“, weist VCÖ-Experte Gansterer auf die Verteilung der Verkehrsflächen hin. Angesichts des starken Bevölkerungswachstums ist der weitere Ausbau des Öffentlichen Verkehrs für Wien sehr wichtig. Zudem ist die Radfahrinfrastruktur rascher zu verbessern. Derzeit fehlt es an möglichst kreuzungsfreien Hauptradrouten von den Außenbezirken und vom Wiener Umland in die Innenbezirke. Die von der Stadt beschlossenen Ziele (im Jahr 2025 sollen 80 Prozent der Alltagswege mit Öffis, Rad oder zu Fuß erfolgen) sind nur mit einem weiteren Ausbau des umweltfreundlichen Mobilitätsangebots erreichbar.

Auch die multimodale Verknüpfung der Verkehrsmittel ist zu verbessern, so der VCÖ. Großen Handlungsbedarf gibt es beim Autoverkehr vom Umland in die Stadt. Pro Tag fahren rund 400.000 mit dem Auto aus dem Umland nach Wien. Der VCÖ fordert einen raschen Ausbau des S-Bahnnetzes. „Gerade bei den Stadteinfahrten ist die Luftqualität schlecht. Der Abgasskandal hat deutlich gemacht, dass auch neue Dieselautos deutlich mehr Schadstoffe in die Luft blasen als am Papier steht. Umso wichtiger ist es den Umlandverkehr stärker vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern“, sagt Gansterer. Dabei wird aktuell vor allem in das Bestandsnetz investiert.

Zu den Großprojekten 2016 zählt die U4-Modernisierung. Der Streckenabschnitt zwischen Hütteldorf und Schönbrunn wird grundlegend modernisiert und die Linie damit zuverlässiger gemacht. Mit der Generalsanierung der Station Währinger Straße findet die U6-Revitalisierung ihre Fortsetzung. Die rund 120 Jahre alte Station wird ebenfalls im laufenden Betrieb generalsaniert. Zumindest ein Bahnsteig bleibt für die Fahrgäste immer zugänglich. Die erste Bahnsteigsperre startet im April im Fahrtrichtung Siebenhirten und dauert rund fünf Monate.

In Favoriten geht der U1-Ausbau nach Oberlaa weiter. Die Strecke vom Reumannplatz bis Oberlaa wird im Herbst 2017 eröffnet und umfasst fünf neue Stationen. Von der U1-Verlängerung profitieren rund 50.000 Favoritner, die im direkten Einzugsbereich leben. Die Neubautrasse ist seit wenigen Wochen durchgängig betoniert. In weiterer Folge werden Gleise verlegt, der Innenausbau vorangetrieben und technische Anlagen eingebaut. Somit geht es vielleicht nicht in der Geschwindigkeit voran, die der VCÖ sich wünscht, aber dennoch wird der ÖPNV weiterhin durchgehend verbessert.

Siehe auch: Verkehrspolitische Erfolge erzielen

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