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VCD will neues Konzept für Stuttgart 21

09.02.16 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Am 2. Februar 2010 begannen die Bauarbeiten für das umstrittene Eisenbahnprojekt Stuttgart 21 – mit einem Widerstand, wie es ihn bei solchen politischen Themen nur selten gab. Zahlreiche Demonstrationen jeden Montag, die Kulturmittwochtage und sehr prominente Unterstützter bekannten sich gegen Stuttgart 21. Als Alternativmodell wurde „Kopfbahnhof 21“ vorgestellt, bei dem der bestehende Sackbahnhof umfassend modernisiert und ausgeweitet werden sollte.

Den sechsten Jahrestag nimmt nun der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Anlass, ein neues Konzept für den weiteren Ausbau der Eisenbahninfrastruktur in und um Stuttgart zu publizieren. „Der erste Feinstaubalarm in Stuttgart zeigte, dass eine Kapazitätserweiterung des Schienennetzes dringend geboten ist, da es in der Hauptverkehrszeit weder heute noch nach der Realisierung von Stuttgart 21 mehr Züge aufnehmen kann“, stellt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb fest. Denn durch Stuttgart 21 würden neue Engpässe geschaffen, so der VCD.

Der VCD fordert deshalb, wie zum Beispiel in Zürich und Wien, die Eisenbahninfrastruktur konsequent zu erweitern und nicht – wie bisher in Stuttgart vorgesehen –, nur zu ersetzen. Als kurzfristige Maßnahme fordert der VCD einen erneuten Gleisvorfeldumbau im Kopfbahnhof, um die derzeit starken Nutzungseinschränkungen bei den Gleisen 8 bis 10 aufzuheben. Diese Engpässe verursachten viele Verspätungen und beruhten auf einem unsachgemäßen Umbau durch die DB Netz AG, der zu mehrfachen Zugentgleisungen geführt hätte, so der VCD. Darüber hinaus hat der Verkehrsclub ein Konzept für einen weitergehenden Infrastrukturausbau entwickelt, um bestehende Engpässe aufzulösen und zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

„Mit diesen Zusatzkapazitäten können neue Verbindungen geschaffen werden, um bis zu 200.000 neue Fahrgäste pro Tag zu gewinnen“, erklärt Matthias Lieb. Mit der Umsetzung der VCD-Vorschläge könnten insbesondere in den Hauptverkehrszeiten bis zu 40 zusätzliche Züge pro Stunde mit rund 20.000 Sitzplätzen angeboten werden. Als Ergebnis aktueller Entwicklungen wie der Notwendigkeit, aus Umweltschutz- und Gesundheitsgründen einen signifikanten Teil des PKW-Verkehrs auf öffentliche Verkehrsträger verlagern zu können, dem Deutschlandtakt, der DB-Fernverkehrsoffensive, neuer Betreiber im Fernverkehr, die ab Stuttgart Fernzüge anbieten möchten, aber auch unter Berücksichtigung erwarteter Auflagen für Stuttgart 21 aufgrund der überhöhten Längsneigung, sieht der VCD die im Folgenden dargestellten Ausbaunotwendigkeiten.

Den Bundes-, Landes-, Regional- und Stadtpolitikern sowie der DB AG wird dieses Konzept zur verkehrlichen Fortentwicklung des Eisenbahnverkehrs in der Landeshauptstadt Stuttgart zur weiteren Diskussion vorgelegt. Ob es allerdings in der jetzigen Phase, sechs Jahre nach dem Baubeginn und mit kaum noch erkennbarem öffentlichen Gegenwind, zu einem Abbruch kommt, erscheint derweil sehr zweifelhaft.

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