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Sicherheitskonzept im Gotthardtunnel

09.02.16 (Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenige Monate vor der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels, dem mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnel der Welt, geben die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) das Sicherheitskonzept bekannt. Die Sicherheit von Kunden und Beschäftigten ist ein zentrales Konzernziel der SBB; dies gilt erst recht für den neuen Gotthardtunnel. Dasbeginnt bereits bei der Konzeption des längsten Eisenbahntunnels der Welt: Die zwei richtungsgetrennten Röhren schließen Kollisionen aus.

Kommt es bei einem Zug zu einer Alarmauslösung, wird er automatisch bis zur nächsten Nothaltestelle in Sedrun oder Faido geführt. Weitere Einfahrten von Zügen in die betroffene Tunnelröhre werden verhindert, Folgezüge sofort gestoppt. Die bestehenden Eisenbahnanlagen auf den Tunnelzufahrten im Norden und Süden entsprechen dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik. Die Züge werden auf der ganzen Nord-Süd-Achse Gotthard genau überwacht. Verschiedene Detektionsanlagen stellen fest, ob Brände schwelen, gefährliche Gase austreten, Achsen heißlaufen, Bremsen blockieren, sich die Ladung verschiebt, Abdeckblachen nicht ordnungsgemäß festgezurrt sind oder das zulässige Lichtraumprofil überschritten wird.

Sicherheitsrelevante Störungen werden erfasst und die Züge gestoppt, bevor sie in den Gotthardtunnel einfahren. Muss ein Zug evakuiert werden, zeigen Handläufe, Notfallbeleuchtung und Beschilderung den Weg aus einer allfälligen Gefahrenzone: Alle 325 Meter bestehen Übergänge in die Gegenröhre, wodurch ein schneller Zugang in einen sicheren Raum gewährleistet ist. Die beiden Nothaltestellen in Sedrun und Faido bieten die optimale Voraussetzung für die Evakuierung von Reisenden. Zwei leistungsfähige Lüftungsanlagen und 24 Strahl-Ventilatoren sorgen auch im Ereignisfall für gute Luft. In den neuen Erhaltungs- und Interventionszentren in Erstfeld und Biasca stehen zudem zwei Lösch- und Rettungszüge zur Verfügung.

Diese kommen bei der Rettung und Brandbekämpfung zum Einsatz. In einem Brandfall hat die schnelle Evakuierung und Rettung von Personen höchste Priorität: Gemäß Vorgaben des Bundesamts für Verkehr BAV müssen die Lösch- und Rettungszüge in maximal 45 Minuten am Ereignisort und die Evakuation in maximal 90 Minuten erfolgt sein. In Flüelen, Altdorf und Biasca stehen entsprechende Einrichtungen (z.B. Sammelplatz, Mobillift) zur Verfügung, um die Reisenden nach einem Ereignis weiter betreuen zu können.

Die SBB wird bei der Intervention unterstützt durch die Ereignisdienste der Kantone Uri, Tessin und Graubünden. Zusammen mit den SBB-Angestellten der Betriebszentrale Süd – die für die Verkehrsleitung im neuen Gotthardtunnel zuständig ist – haben die Angehörigen der Ereignisdienste der Kantone Uri, Tessin und Graubünden (Polizei, Feuerwehr, Sanitäter) den Ereignisfall in mehreren Rettungsübungen trainiert. Um den längsten Eisenbahntunnel der Welt sicher zu betreiben, schult die SBB 2900 eigene und rund 1000 externe Angestellte.

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