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Ökonomischer Druck erzeugt Leistung

11.02.16 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn man den Forderungen der Schienenlobby zuhört, dann mangelt es immer am Geld. Ob die Allianz pro Schiene, der VDV oder wer auch immer: Gebt uns mehr Geld und wir lösen die Probleme. Die öffentliche Hand soll das Füllhorn der Steuerzahlers reichlich über uns ausschütten und alles wird gut. Als der eisenbahnpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, Matthias Gastell, vor einiger Zeit zum ersten mal ein ähnliches Qualitätscontrolling bei Bahnhöfen und Haltepunkten forderte, wie es das in Verkehrsverträgen bereits gibt, haben die üblichen Verdächtigen sich dazu nicht geäußert.

Dabei ist dieser Ansatz genau der richtige und der VRR geht mit seinem Stationsbericht seit etwa zehn Jahren den Weg, den es einzuschlagen gilt: So wie der Aufgabenträger selbstverständlich die Pflicht hat, die Betriebsqualität zu überwachen und im Rahmen von Verkehrsverträgen Anreize für besonders gute Leistungen zu setzen, so muss er auch den Zustand der Stationen im Auge haben. Natürlich braucht es hierfür eine gesetzliche Grundlage.

So ist spätestens seit der jahrelangen Sperrung der Müngstener Brücke im Bergischen Land bekannt, dass ein Rechtsstand des Aufgabenträgers dem Infrastrukturbetreiber gegenüber dringend her muss. Damals konnten die Herrschaften von DB Netz die Verantwortlichen beim VRR über Jahre hinweg folgenlos über den Zustand der Anlage anlügen, bis ein jahrelanger Schienenersatzverkehr nicht mehr zu verhindern war. Und so braucht es auch im Infrastrukturbereich die Möglichkeit, Geld zu kürzen und ökonomischen Druck auszuüben. Wenn eine Rolltreppe oder ein Aufzug monatelang kaputt sind, wenn Bahnhofsuhren nicht repariert werden, dann müssen auch die Stationsgebühren entsprechend gekürzt werden.

So wie ja auch ein Zug, der mit Fäkalverschmutzungen oder nicht entfernten Vandalismusschäden durch die Gegend fährt, zu einer Pönalisierung führt, ist das entsprechend auch bei Langsamfahrstellen im Netz oder bei Schäden an der Bahnhofsinfrastruktur notwendig. Es reicht eben nicht unreflektiert mehr Geld irgendwo hinein zu pumpen in der Hoffnung, dass man irgendwann schon ein Nutzen entstehen wird, wenn es nur genug ist – und solange das Geld keinen Nutzen bringt, ist es per definitionem noch zu wenig. Das ist eine vulgäre Anwendung der Pferdeäpfeltheorie, die am Ende nicht weiterführt.

Auch im SPNV hieß es noch vor zehn Jahren immer, dass Pönalisierungen nur dazu führen würden, dass sich die Probleme mit den Schlechtleistungen verschlimmern – denn dann würde den Betreibern ja Geld fehlen, die Züge regelmäßig zu reinigen und Vandalismusschäden zu entfernen. Heute wissen wir: Das Gegenteil ist der Fall. „Robuste“ Verkehrsverträge, die dafür sorgen, dass Schlechtleistungen teuer werden, stellen hohe Qualität sicher. Die Zeiten desolater Züge sind – zumindest im VRR – lange vorbei. Jugendliche von heute können sich nicht mehr vorstellen, wie die S-Bahnen vor zehn Jahren aussahen. Und genau diesen Weg muss man auch im Infrastruktursektor gehen. Die Eisenbahn muss besser werden und dafür braucht man Aufgabenträger, die den ökonomischen Druck erhöhen.

Siehe auch: VRR veröffentlicht Stationsbericht

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