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National Express sucht seine Form

15.02.16 (go.Rheinland, NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Etwa zwei Monate nach der Betriebsaufnahme von National Express auf den Linien RE 7 und RB 48 sucht das in der Bundesrepublik noch neue Unternehmen seine Form. Aus diesem Grund gab es in der letzten Woche ein gemeinsames Gespräch mit den drei zuständigen nordrhein-westfälischen Aufgabenträgern. Die Linie RE 7 verläuft von Rheine im Kreis Steinfurt im Norden des Bundeslandes über Hagen und Köln bis Krefeld, die Linie RB 48 läuft aus Wuppertal-Oberbarmen bis Bonn am südlichen Ende Nordrhein-Westfalens.

Das Unternehmen hat die beiden Linien im Rahmen einer regulären Vergabe für sich entscheiden können und setzt Neubautriebzüge vom Typ E-Talent 2 des Herstellers Bombardier ein. Diese stehen nach dem VRR-Finanzierungsmodell im Eigentum der Aufgabenträger VRR und NWL, wurden jedoch an National Express vermietet. Dieses nach der Finanzkrise 2008 ausgearbeitete Modell soll eine hohe Beteiligung im Vergabeverfahren sicherstellen, unabhängig von den Launen der Finanzmärkte und der Kreditversorgung von Investoren.

Doch nach der Jungfernfahrt kommt schnell der graue Alltag: Die ersten Wochen seit der Betriebsaufnahme am 13. Dezember vergangenen Jahres waren von etlichen Ausfällen und Verspätungen gekennzeichnet, so die drei Aufgabenträger. In dieser Zeit waren Unterkapazitäten oder Verspätungen auch immer wieder Thema der lokalen Tagespresse rund um die Strecke. Das deutsche Unternehmen mit börsennotierter britischer Konzernmutter kämpft mit Problemen im Alltagsbetrieb. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen teils in der Verantwortung des Eisenbahnunternehmens, teils bei Parallelverkehren oder in der Infrastruktur.

Nichtsdestotrotz soll es kurzfristig besser werden. Dazu wurden mit den Aufgabenträger einige Punkte vereinbart, die dieser Tage bereits umgesetzt werden: In der Betriebsleitzentrale des Unternehmens wird ein zusätzlicher Arbeitsplatz eingerichtet, so dass dort beständig zwei Personen Dienst haben. Es werden bei DB Regio weitere Werkstattkapazitäten zur Verbesserung von Wartung und Instandhaltung gebucht. Dafür ist DB Regio verantwortlich, nachdem National Express diese Leistungen ausgeschrieben hat. DB Regio bewarb sich um den Auftrag und erhielt den Zuschlag. Nachts werden künftig Wachdienste an den Abstellgleisen beauftragt, die Züge zu beaufsichtigen.

Dadurch sollen Vandalismusschäden, die auch die Aufenthaltsqualität für die Fahrgäste zum Teil massiv senken, künftig verhindert werden. Auch die internen Betriebsabläufe, z.B. bei der Überführung von Fahrzeugen in die Werkstatt, werden verändert, so dass mehr Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Infolge dessen sollen Unterkapazitäten auf der Strecke verhindert werden. Gerade im Berufsverkehr ist es im Zulauf auf Münster oder Köln dringend notwendig, dass alle bestellten Sitzplätze auch angeboten werden. Zudem wurde vergangene Woche der letzte neue Zug ausgeliefert, so dass die Flotte nunmehr komplett ist.

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