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Nach dem Zugunfall des Meridian

15.02.16 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach dem schweren Zugunfall in Bayern begannen noch in der letzten Woche sowohl die Aufräumarbeiten als auch die Ermittlungen der Justiz. Wie es zu dem schweren Unfall auf der eingleisigen Strecke kam, ist derzeit noch unklar. Bisher gehen die Einsatzkräfte von acht Toten, 15 Schwerstverletzten, vierzig Schwerverletzten und rund hundert verletzten Reisenden aus. „Wir sind zutiefst erschüttert und fassungslos, dass so etwas passieren konnte“, sagt Christian Schreyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Transdev GmbH. „Unsere Gedanken sind jetzt bei den Opfern und den Angehörigen der Verunglückten. Im Namen von Transdev möchte ich allen Betroffenen unser aufrichtiges Mitgefühl und tief empfundenes Beileid ausdrücken. Die Rettungskräfte vor Ort tun ihr menschenmögliches, um an der unzugänglichen Stelle Hilfe zu leisten.“

Auch bei der Deutschen Bahn gedenkt man den Opfern. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender des Konzerns: „Ich danke ausdrücklich den Rettungskräften und Helfern für ihren großen Einsatz in diesen schweren Stunden. Wir alle bei der Deutschen Bahn sind tief bestürzt und erschüttert über den furchtbaren Unfall, bei dem 10 Menschen ihr Leben verloren haben und weitere zum Teil auch schwer verletzt worden sind. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Verletzten und den Angehörigen und Familien der Opfer.“

Ähnlich äußert sich auch Johann Niggl, Geschäftsführer des Aufgabenträgers BEG: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, denen wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen. Wir alle bei der BEG sind fassungslos angesichts des schwersten Zugunglücks in Bayern seit über vierzig Jahren. Unser Dank gilt den Einsatz- und Rettungskräften, die das Menschenmögliche getan haben, um den Opfern der Katastrophe zu helfen.“ Die Bergung der Unfallzüge bei Bad Aibling hat am Donnerstag in Abstimmung mit den Ermittlungsbehörden begonnen. Die weniger stark beschädigten Wagen an den jeweils hinteren Enden beider Züge sind nun geborgen. Ein Wagen eines dreiteiligen Zuges konnte nach Rosenheim geschleppt werden. Vier Wagen des zweiten Zuges konnten bis zum Mittag nach Heufeld und Bad Aibling gezogen werden.

Die topografischen Bedingungen erschwerten auch heute Morgen die Arbeiten. Die Züge müssen an starker Hanglange in einer Kurve zunächst zertrennt und dann Wagen für Wagen geborgen werden. Mit Hilfsdrehgestellen werden diese Wagen dann zu den nächstgelegenen Bahnhöfen transportiert. Neben zwei Notfallkränen mit einer Tragkraft von 160 und sechzig Tonnen setzt die DB einen Hilfszug ein. Dieser hilft dabei, einzelne Teile der Züge wieder aufs Gleis zu setzen. Nicht rollfähige Teile müssen aufwendig mit den Notfallkränen geborgen werden. Im Anschluss an die Bergung wird die Fahrbahn repariert und die Oberleitung aufgehangen. Am Donnerstag um zwölf Uhr wurde an allen bayerischen Bahnhöfen eine Schweigeminute abgehalten. Dem haben sich Transdev-Unternehmen in der ganzen Welt angeschlossen: Alle Busse und Bahnen haben eine Schweigeminute eingelegt.

Die Mitarbeiter des Konzerns wollen so ihre Anteilnahme und tiefe Trauer ausdrücken und den Opfern und Hinterbliebenen des furchtbaren Zugunglücks gedenken. Unter den zehn zu beklagenden Toten waren auch Mitarbeiter von Transdev. Derweil gab es Medienberichte, wonach menschliches Versagen die Unfallursache gewesen sein soll, teilweise wurde auch bereits darüber spekuliert, der Fahrdienstleiter der DB Netz AG sei verantwortlich. Dies haben die Ermittlungsbehörden jedoch zurückgewiesen. Anders als beim schweren Unfall vor gut fünf Jahren in Sachsen-Anhalt, wo es keine technische Zugsicherung gab, ist die Mangfalltalbahn mit der Technologie PZB-90 ausgerüstet. Für den Fall, dass ein Zug ein Halt zeigendes Signal überfährt, müsste daher eine Zwangsbremsung ausgelöst werden.

Die punktuelle Zugbeeinflussung besteht aus verschiedenen Komponenten, die an unterschiedlichen Stellen jeweils Zwangsbremsungen auslösen kann. Das ist etwa der Fall, wenn der Lokführer nicht bestätigt, dass er ein Vorsignal nicht gesehen hat, das Halt oder Langsamfahrt erwarten anzeigt. Auch wenn bestimmte zeitliche Bremskurven nicht eingehalten werden, werden solche Zwangsbremsungen ausgelöst. Das gilt ebenso für die Überfahrt eines Halt zeigenden Signals. In der Woche vor dem Unfall wurde PZB-90 routinemäßig überprüft und für funktional empfunden. Alles weitere müssen nun die Ermittlungsbehörden klären.

Siehe auch: Ruhe bewahren

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